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Hochbau

Lichtfänger und Identitätsstifter: Kunsthaus Baselland, Münchenstein

Wie macht man aus einer Lagerhalle einen Ort mit Charakter? Die Antwort steht heute in Münchenstein: Drei skulpturale Türme aus Sichtbeton verleihen dem Kunsthaus Baselland ein unverwechselbares Gesicht. Ohne die Hülle anzutasten, wuchs im Innern eine selbsttragende Raumskulptur, die nicht nur strukturell, sondern auch atmosphärisch überzeugt. Tageslicht fällt gezielt durch die vertikalen Einschnitte, der Beton trägt, temperiert – und erzählt. Diese Transformation zeigt exemplarisch, wie Beton Identität stiftet.

Mit einer einzigen, raumgreifenden und identitäts­stiftenden Geste aus Sichtbeton wurde aus der ein­ fachen Lagerhalle ein Ort der Kunst. Das ehemals un­scheinbare, eingeschossige Gebäude mit Satteldach reiht sich in die Logik des von Bahngleisen geglieder­ten Dreispitzareals ein. Erst dank den drei 28 m auf­ ragenden, im Grundriss dreieckigen Türmen erhält die Institution ein Gesicht. Das liegt daran, dass das Äus­sere nur minimale Anpassungen erfuhr. Im Innenraum eröffnet sich eine abwechslungsreiche Raumfolge für Veranstaltungen und Wechselausstellungen. Die drei mit Mikropfählen fundierten Füsse der Türme bilden die Basis und die Aussteifung der komplexen Betonskulptur, die ohne die Aussenwände zu belasten, in die Halle hineingestellt ist.

Denn die Wände im Obergeschoss wirken als Überzüge für die Zwischendecke, die monolithisch ausgebildet und mit Tabs aktiviert, auch als Heizung dient. Der Bodenbelag wurde erhalten, das Dach neu gedeckt und gedämmt.

Die zusätzlichen Lasten wer­den über einen geschickt in die filigranen Fachwerke eingefügten Druckstab auf die Betonstruktur abgege­ben. Dank Öffnungen in zwei Himmelsrichtungen ge­langt von den Türmen im Erdgeschoss eher beiläufig wahrnehmbar, im Obergeschoss deutlich präsenter, Morgen­- und Abendlicht in die Ausstellungsbereiche und macht damit den Tagesablauf sichtbar. Für die räumliche Wirkung essentiell ist die durchgängige Materialisierung der Tageslichtspender, weshalb beim Übergang von innen nach aussen, der mit einer rahmenlos versetzten Glasscheibe gelöst wird, ein Strei­fen Dämmbeton in die Schalung gegossen wurde. Der bis in diese Details beherrschte Umgang mit Beton überzeugt ebenso wie dessen Einsatz zur plastisch dynamischen Raumbildung, die sich besonders schön im Zusammenspiel von körperhaften und flächigen Elementen zeigt.

Müllerstrasse Galerie
Müllerstrasse Galerie
Müllerstrasse Galerie
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Projektdaten Kunsthaus Baselland

Aufgabe:
Umbau

Baukategorie (SIA 102):
Kultur und Geselligkeit

Architekten:
Buchner Bründler Architekten

Ingenieure:
ZPF Ingenieure AG

Bauherrschaft:
Stiftung Kunsthaus Baselland

General-/Totalunternehmung:
ARGE Buchner Bründler Architekten, Basel und Proplaning AG, Basellaning

HLKS-Planung:
Bogenschütz AG

Elektroplanung:
Hefti. Hess. Martignoni. Zürich AG.

Fassadenplanung:
Christoph Etter Fassadenplanungen

Bauphysik:
Gartenmann Engineering AG

Baukosten:
9.4 Mio. CHF

Projektbeginn:
2015

Fertigstellung:
2024

Bilder: Maris Mezulis, Rory Gardiner, Alexander Arregui (Archibatch)
Bilder: Maris Mezulis, Rory Gardiner, Alexander Arregui (Archibatch)