Wie die Schweiz Beton im Kreis führt

Die Schweiz baut seit vielen Jahren konsequent im Kreis und das nicht zufällig. Dank strengen Standards, einer ausgeprägten Baukultur und zertifizierten Kreislaufprozessen hat man früh die Grundlagen geschaffen, dass Recyclingbeton heute selbstverständlich ist. Im internationalen Vergleich gehört die Schweiz zu den Ländern, in denen mineralische Baustoffe besonders konsequent im Kreislauf geführt werden. Kaum ein anderer Baustoff wird so breit wiederverwendet wie Beton. Bis zu 85 Prozent des Betonabbruchs werden rezykliert und zwar kontrolliert, geprüft und normiert. Diese Quote übertrifft sogar die Recyclingrate von PET-Getränkeflaschen. Damit ist Beton ein zentraler Pfeiler des Schweizer Baustoffkreislaufs. Ein Material, das von Baustelle zu Baustelle wandert und dabei nichts von seiner Qualität verliert.

Im Zentrum stehen dabei nicht nur das Schliessen von Stoffkreisläufen durch Recycling, sondern auch Strategien zur Abfallvermeidung, zur Reduktion des Materialeinsatzes, zur Wiederverwendung von Baustoffen und sogar das Verleihen ganzer Bauelemente. Unter den Leitprinzipien Reduzieren, Wiederverwenden und Rezyklieren sucht die Branche zukunftsfähige Baulösungen.

Jedes Jahr fallen in der Schweiz rund 16,8 Millionen Tonnen Rückbaumaterial an, davon 7 Millionen Tonnen Beton- respektive Mischabbruch. Bis zu 85 Prozent davon werden wiederverwertet. Recyclingbaustoffe decken inzwischen 16 Prozent des Bedarfs an Baumaterial und der Anteil steigt weiter. Damit wird deutlich, wie gross der Materialfluss im Schweizer Bauwesen insgesamt ist. Jährlich werden rund 56 Millionen Tonnen Neumaterial verbaut, davon knapp 40 Millionen Tonnen Beton. Diese Grossenordnung zeigt, wie wichtig die Wiederverwendung von Betonabbruch im Kreislauf ist.

Was früher als Abfall galt, ist heute ein wertvoller Rohstoff. Der Erfolg dieses Kreislaufs hängt vor allem von der Reinheit des Materials ab. Der Fremdstoffanteil darf höchstens vier Prozent betragen, damit das Material als Baustoff gilt. Die Qualitätssicherung erfolgt nach allgemein gültigen, strengen Normen und durch regelmässige Analysen, unter anderem durch den Verband Baustoff Kreislauf Schweiz.

Anteil Recycling, KVA, Deponie

Ein Vergleich mit anderen Baustoffen (Quelle: Projekt MatCH - Bau, 2016) zeigt, wie gut sich Beton für die Wiederverwertung eignet. Die Besonderheit des Betons: Während Altholz aus dem Baubereich oft nur thermisch verwertet werden kann – und dabei sein gespeichertes CO₂ wieder freisetzt –, bindet Betonabbruch durch natürliche Carbonatisierung zusätzlich CO₂. Damit unterscheidet sich Beton deutlich von vielen Materialien, die nach dem Rückbau nur noch als Brennstoff oder Deponiegut genutzt werden können.

Recyclingbeton im Hochbau – RC-C und RC-M erklärt

Recyclingbeton erreicht im Hochbau dieselbe Festigkeit und Qualität wie Primärbeton. Die gezielte Aufbereitung der Gesteinskörnungen sorgt dafür, dass die baulichen und optischen Ergebnisse überzeugen. Recyclingbeton ist technisch gleichwertig und wirtschaftlich attraktiv.

In der Schweiz wird Recyclingbeton gemäss SIA Norm 2030 nach seinem Ursprung unterschieden:

RC-C-Beton (Betonabbruch)
Besteht ausschliesslich aus wiederaufbereitetem Betonabbruch. Er eignet sich für tragende und nicht tragende Bauteile, die geringen chemischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt sind.

RC-M-Beton (Mischabbruch)
Enthält zusätzlich Mischabbruch wie Ziegel oder Mörtel. Er wird dort eingesetzt, wo weniger hohe Anforderungen gelten, etwa bei Fundamenten oder Unterlagschichten.

Beide Varianten leisten einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung und reduzieren den Abbau von Naturkies sowie den Bedarf an Deponieraum. Planende und Bauherrschaften können sich dabei auf klare Normen und Merkblätter stützen, welche Einsatzbereiche und Qualitätsanforderungen definieren.

Artikel: Recyclingbeton und CO2-Speichertechnologie

CO₂-Bilanz verbessern – Recarbonisierung und ReUse

Die CO₂-Bilanz von Recyclingbeton unterscheidet sich heute kaum von jener herkömmlicher Betone. Haupttreiber der Treibhausgasemissionen bleibt der Zementklinker – unabhängig davon, ob Primär- oder Recyclinggesteinskörnungen eingesetzt werden. Recarbonisierung, CO₂-reduzierte Zemente und optimierte Tragstrukturen können den Fussabdruck zusätzlich senken. Auch ReUse – also die Wiederverwendung ganzer Bauteile und Betonelemente – zeigt, dass Kreislaufwirtschaft nicht immer Zerkleinern bedeutet.

Recyclingbeton und CO2-Speichertechnologie – eine Weiterentwicklung mit Wirkung

Recyclingbeton macht einen grossen Schritt nach vorne: Dank neuer CO₂-Speichertechnologien lassen sich rezyklierte Gesteinskörnungen – also zerkleinertes Betongranulat – heute gezielt mit Kohlendioxid behandeln. Dabei passiert gleich zweierlei: Das Granulat bindet dauerhaft CO₂ (rund 10 kg pro Kubikmeter Beton), und gleichzeitig verbessern sich seine Materialeigenschaften. Die Technologie ist bereits praxiserprobt und wird je nach Verfahren entweder auf karbonatisiertem Betonbruch oder durch CO₂-Begasung im Frischbeton angewendet. Die daraus hergestellten Betone erfüllen die Anforderungen der SN EN 206 und des Merkblatts SIA 2030 und sind statisch gleichwertig zu herkömmlichen Betonen. In der Verarbeitung unterscheiden sie sich kaum und können bis zur Druckfestigkeitsklasse C30/37 breit eingesetzt werden. Diese Weiterentwicklung des Recyclingbetons zeigt, dass zirkuläres Bauen nicht nur Ressourcen spart, sondern auch CO₂ aktiv im Material zurückhält. 

Publikation Mineralische Recycling-Baustoffe, Herausgeberin: Baustoff Kreislauf Schweiz
Publikation Mineralische Recycling-Baustoffe, Herausgeberin: Baustoff Kreislauf Schweiz

Wo und wie kann man mineralische Recyclingbaustoffe einsetzen?

Wer in der Schweiz baut, setzt immer öfter auf Kreisläufe. Doch wo lassen sich mineralische Recyclingbaustoffe sinnvoll einsetzen? Diese Broschüre zeigt kompakt und praxisnah, wie RC-Materialien im Hochbau, im Tief- und Strassenbau sowie bei technischen Anwendungen eingesetzt werden können – verständlich aufbereitet für Bauherren, Planerinnen, Architekten und Ingenieurinnen. Sie erklärt übersichtlich:

  • welche Arten von Recyclinggesteinskörnungen es gibt
  • welche Normen, Qualitätsanforderungen und gesetzlichen Grundlagen gelten
  • für welche Bauteile und Bauarbeiten die einzelnen Materialien geeignet sind
  • was bei Frosttiefe, Grundwasser oder Schichtaufbau zu beachten ist
  • welche RC-Materialien zertifiziert sind – und wo Besteller genauer hinschauen

Das Ziel dahinter ist klar: Die natürlichen Rohstofflager schonen, den knappen Deponieraum entlasten und die Vorgaben der VVEA sinnvoll umsetzen. Damit Kreislaufdenken nicht Theorie bleibt, sondern auf der Baustelle Wirkung zeigt.