In der Debatte um ökologisch nachhaltige Tragwerke ist der Fokus oft stark auf die CO₂-Äquivalenzwerte von Baustoffen gerichtet. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Am Beispiel von Geschossdecken zeigt der Beitrag von Prof. Dr. Walter Kaufmann, am Departement Bau, Umwelt und Geomatik der ETH, dass die nachhaltige Planung von Tragwerken deutlich komplexer ist und eine ganzheitliche Betrachtung erfordert.
Dieses White Paper wurde speziell für Betonsuisse erstellt und lädt dazu ein, die Tragwerksplanung nicht isoliert, sondern als integralen Bestandteil einer umfassenden Betrachtung der Nachhaltigkeit eines Gebäudes zu verstehen.
Ein entscheidender Faktor ist die Leistung der eingesetzten Materialien. Nicht allein die CO₂-Werte zählen, sondern wie viel Emissionen im Verhältnis zur Tragfähigkeit eines Systems anfallen. Ebenso müssen Aspekte wie Spannweiten, Querschnittseffizienz und die Bauweise selbst einbezogen werden, denn all diese beeinflussen die ökologische Bilanz eines Tragwerks massgeblich. Hinzu kommen indirekte Einflüsse, die oft übersehen werden: Die Geschossdecken beeinflussen andere Gebäudeteile wie Fundamente, Fassaden oder die Erschliessung. Diese Wechselwirkungen haben oft grössere Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit des gesamten Bauwerks als die CO₂-Werte einzelner Materialien.
Besonders wichtig ist auch die Flexibilität der Tragwerke über die Nutzungsdauer hinweg. Hierbei sollte allerdings bedacht werden, dass eine erhöhte Flexibilität zwar die Lebensdauer eines Gebäudes verlängern kann, sich aber nachteilig auf dessen Nachhaltigkeit auswirken könnte. Die Zirkularität auf Baustoffebene, insbesondere bei Stahl und Beton, ist dagegen heute bereits Standard und essenziell für nachhaltige Tragwerke.
Beton ist das am meisten verwendete Baumaterial der Welt. Der Verbrauch lässt sich mit Umsicht und Planung reduzieren – das entlastet die Umwelt, ohne die hervorragenden Materialeigenschaften von Beton oder die Qualität eines Baus zu beeinträchtigen.
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