Das Pflegezentrum Widnau stellt den Bewohner in den Mittelpunkt der Architektur. Ein räumlicher Versatz im Grundriss des Appartements ermöglicht die Zonierung der Einheit in verschiedene Wohnbereiche: Eingangsbereich mit Nasszone und ein Rückzugsbereich zum Wohnen, oder ein offenes Wohnen mit Loggia. Der Schlaf- und Wohnbereich betont die Wirkung der Zimmereinheit als appartementartige Wohnsituation, die je nach Pflegestufe flexibel nutzbar ist und neben einer größtmöglichen Individualität auch unterschiedliche Stufen der Privatheit zulässt. In den Gangbereichen gibt es Aufweitungen als Treffpunkt mit Sitzmöglichkeiten. Auf einer Etage sind zwei Wohngruppen in einem Ringsystem kombiniert. Neben dem kompakten Grundriss und einem geringen Flächenverbrauch bleibt das Gebäude neben sehr kurzen Wegen übersichtlich, dreigeschossige Lichthöfe belichten alle Aufenthaltsflächen. Das Erdgeschoss vermittelt den Charakter einer Hotellobby, mit vorwiegend auch öffentlich zugänglichen Funktionen: Tagescafé mit Speisesaal, Rezeption, kleiner Laden und Friseur sowie Mehrzweckraum.
Warmtoniger Beton
Der Massivbau entwickelt mit bandartige Brüstungszonen aus warmtonigem Beton eine horizontale Gliederung der Fassaden. Die auf wenige Elemente reduzierte Fassadengestaltung erlaubt durch einfache Variation Abwechslung und vermittelt durch ihre Materialeinheit angenehme Ruhe. Der in harmonischem Wechsel von warmtonigen Betonflächen und Holzoberflächen in Ulme erfolgte Innenausbau, stimuliert alle Sinne und schafft eine wohnliche Atmosphäre. Die Sichtbetonwände sind sägerau ausgeführt – das Schalungsbild definierten die Architekten. Die Bodenbeläge aus Hartbeton sind eingefärbt, die Fertigteilfassade wurde mit 70 Prozent Weisszement ausgeführt. Das Treppenhaus ist ein Meisterwerk aus rot eingefärbtem Beton, dafür wurden eigene Schalungen erstellt. Wesentlicher Faktor für die Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb ist neben dem sparsamen Umgang mit Grund und Boden die kompakte Form des Baukörpers. Diese umschliesst mit minimaler Oberfläche maximales Volumen. Die Wärmeverteilung erfolgt über die Fussbodenheizung, die Wärmebereitstellung über Wärmepumpen mit Erdsonden/Tiefenbohrung, die Kühlung erfolgt über Free-Cooling mit Erdsonden.
Ein herzliches Dankeschön an Gisela Gary vom Fachmagazin Zement+Beton für den Beitrag.
Impressionen von Innen
Zahlen und Fakten
Bauherrschaft:
Politische Gemeinde Widnau
Nutzfläche:
9.758 m²
Realisierung:
2020-2023
Architektur:
Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH
Landschaftsarchitektur:
Vogt Landschaftsarchitekten
Tragwerksplanung:
D+S Baustatik GmbH
Energiekennwert:
37,5 kWh/m2a
Ortbeton
Siegmund Sieber AG
Mehr Wissen rund um Beton:
Angenehm kühl – und überraschend effizient
Betondecken können mehr als tragen: Mit thermischer Bauteilaktivierung (TABS) werden sie zu stillen Klimareglern. Das System sorgt ganzjährig für angenehme Temperaturen – besonders im Sommer. Und hilft dabei, Energie zu sparen.
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