Nachhaltigkeit, Bauteilaktivierung
3 Min.

Angenehm kühl – und überraschend effizient

Betondecken können mehr als tragen: Mit thermischer Bauteilaktivierung (TABS) werden sie zu stillen Klimareglern. Das System sorgt ganzjährig für angenehme Temperaturen – besonders im Sommer. Und hilft dabei, Energie zu sparen.

Angenehm kühl – und überraschend effizient

Bauteilaktivierung - Beton als Speicher nutzen

Beton kann mehr als tragen. Wenn man ihn thermisch aktiviert, sorgt er auch für ein angenehmes Raumklima. Im Sommer wie im Winter. Die Idee ist einfach: Wasserleitungen werden in Decken und oder Böden eingelegt. Im Winter fliesst warmes Wasser durch sie, im Sommer kaltes. So entsteht eine grossflächige Wärme- oder Kälteabstrahlung, die leise und gleichmässig für Komfort sorgt – ganz ohne spürbaren Luftzug.

Im Sommer bedeutet das: angenehme Kühle, auch wenn draussen die Hitze steht. Ganz ohne Klimaanlage. Die aktivierten Bauteile nehmen die Wärme aus dem Raum auf und geben sie zum Beispiel an das Erdreich ab – effizient, leise und ohne mechanische Kälteerzeugung.

Wer mit einer Wärmepumpe arbeitet, profitiert doppelt. Die Vorlauftemperaturen bleiben tief, der Wirkungsgrad hoch – und die Stromkosten niedrig. In einem Einfamilienhaus mit rund 135 Quadratmetern Wohnfläche sorgt die Bauteilaktivierung für konstantes Wohlfühlklima – bei einem jährlichen Heizstromverbrauch von gerade einmal 2’500 Kilowattstunden.

Das Konzept wird in der Schweiz zunehmend genutzt – in Schulhäusern, Sporthallen, aber auch in Neubauten und Sanierungen von Wohnhäusern. Ob beim Heizen oder Kühlen: Die thermische Bauteilaktivierung verbindet hohen Komfort mit geringen Betriebskosten. Und das Beste daran? Sie funktioniert am besten in Kombination mit erneuerbarer Energie.

Innenansichten mit Wohlfühlklima

Das stille Heizen und Kühlen sieht man nicht, man spürt es.

Bauteilaktivierung Einfamilienhaus
Bauteilaktivierung Einfamilienhaus
Bauteilaktivierung Einfamilienhaus

Im Gespräch mit Reto Küng

Was ist der Unterschied zur Fussbodenheizung?
Da wir bei diesem Projekt mit den TABS Boden und Decken aktiviert haben, kommt die Energie von oben und unten. Beim Heizen optimal von unten, beim kühlen optimal von oben. Die Vorlauf-Temperatur z.B. beim Heizen reduziert sich so auf ca. 24°C Vorlauf bei A-7.

Lohnt sich der Betonspeicher auch im Ein- oder Mehrfamilienhaus?
Wir nutzen die Speichermasse in diesem Projekt im Moment nicht aktiv. Natürlich könnten wir Energie gezielt in den Beton einbringen oder abführen – etwa dann, wenn der Strom gerade günstig ist oder unsere Photovoltaikanlage produziert. Unsere TABS laufen auf maximalen Komfort. Die Trägheit des Betons hilft uns dabei, ein konstant angenehmes Raumklima zu halten.

Auf welche HLK-Systeme konnten Sie verzichten?
Einzelraumregulierung, Grosser Pufferspeicher.

Wie hoch sind die Einsparung in Kilowattstunden?
Ca. 20 % unser Stromverbrauch für die Raumheizung beträgt 2‘500 kwh/a.

Wie wirkt sich dies aufs Portemonnaie aus?
Dies entspricht ca. 300 CHF/a.

Heute ist oft von Systemtrennung die Rede. Ist der Einsatz von TABS also überhaupt noch sinnvoll?
Ja, unbedingt. Über eine Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren überwiegen die Vorteile von TABS den zusätzlichen Aufwand bei der späteren Trennung vom Beton deutlich. Und: Ein Recycling ist möglich.

Reto Küng, Geschäftsführer von Xtegrasol
Reto Küng, Geschäftsführer von Xtegrasol

Schemen der eingelegten TABS

Schema TABS Einlagen: Bodenplatte, Boden Gartengeschoss
Schema TABS Einlagen: Bodenplatte, Boden Gartengeschoss
TABS Einlagen (Schnitt)
TABS Einlagen (Schnitt)
Schema TABS Einlagen: Decke Gartengeschoss
Schema TABS Einlagen: Decke Gartengeschoss
TABS Einlagen (Schnitt)
TABS Einlagen (Schnitt)

Zahlen und Fakten

Grösse Gebäude:
135 m2

Geschossfläche in m² (SIA 416):
GG 72m2 / SG 63 m2

Fläche TABS:
Bo. GG 92 m2 / De. GG 55 m2 / De. SG 55 m2

Kilowattstunden (inkl. Vergleich ohne TABS):
Stromaufnahme 2‘500 kwh/a (ohne TABS + 625 kwh/a)

Kosten (inkl. Vergleich ohne TABS):
950 CHF/a (ohne TABS + 240 CHF/a)

Wärmesystem (beispielsweise Wärmepumpe):
Luft/Wasser WP / PVA mit 14.5 kWP für die Kälteproduktion im Sommer

Mehr Wissen rund um Beton:

Nachhaltigkeit, Bauteilaktivierung

Bauteilaktivierung als Energiespeicher

Am FHNW-Campus Muttenz zeigt sich, wie Bauteilaktivierung mit Beton nicht nur für angenehmes Raumklima sorgt, sondern zugleich als nachhaltiger Energiespeicher dient. Mit Hilfe von Erdwärme, Free Cooling und intelligenter Gebäudeinformatik kann die thermische Masse des Betons zentral zur nachhaltigen Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden beitragen.

Mehr
Projekte, Bauteilaktivierung

Bauteilaktivierung über Betondecken: Die innovative Heiz- und Kühltechnologie

Mit dem vor einiger Zeit eröffneten Liselotte-Hansen-Schmidt-Campus gelang der Stadt Wien ein zukunftsweisendes Projekt – in ökologischer wie auch in sozialer Nachhaltigkeit punktet der Bau und legt die Latte für den Schulbau hoch.

Mehr