Der 3D-Druck eröffnet sehr viele Möglichkeiten in der Gestaltung von Gebäuden. So können zum Beispiel neu- und individuell geformte Wände realisiert werden, aber auch mit der Oberfläche kann gespielt werden. So kann die typische 3D-Druck-Optik realisiert werden. Es können jedoch auch glattere Oberflächen erstellt werden und die Wände können zudem auch verputzt werden. Die Bauherren und Architekten haben sehr viele Gestaltungsfreiheiten. Zudem können Teile des Innenausbaus direkt mitgedruckt werden (beispielsweise der Unterbau der Badewanne oder der Kaminofen)
Wie sieht die Tragwerkskonstruktion aus?
Das statische Konzept des Gebäudes ist stark angelehnt an herkömmliche Massivbauweisen. Alle horizontalen Bauteile sind mit teilvorgefertigten Stahlbetonbauteilen hergestellt worden. Alle vertikalen Bauteile wurden im Druckverfahren erstellt. Die gedruckten Wandbauteile dienen der Auflagerung der Betondecken. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt ebenfalls über die gedruckten Innenwände. Diese wurden teilweise als Hohlwände erzeugt und örtlich mit unbewehrten Beton verfüllt, um aufgrund der geringen Praxiserfahrung mit dem Druckmörtel ein Sekundärtragwerk aus Standardbeton zu generieren, welches den Sicherheitsaspekt für die Bewohner maximiert. Diese Ortbetonverfüllungen sollen bei zukünftigen Projekten entfallen.
Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?
Das erste gedruckte Wohngebäude Deutschlands wurde im Energiestandard eines KFW 55 Hauses (deutsches Förderprogramm für energiesparende Techniken) errichtet. Alle Umfassungsbauteile halten die U-Wertvorgaben der zu den Zeitpunkten gültigen EnEV* ein. Es wurde streng darauf geachtet an diesem Gebäude keine Dämmstoff aus Polystyrol zu verwenden, sondern nur ökologische Dämmstoffe bzw. Recyclingdämmstoffe. So wurden die Aussenwände mit Perlite verfüllt, unter der Betonsohle kam Schaumglasschotter zum Einsatz und auf der Dachfläche Schaumglasplatten als Dämmstoff. Grundsätzlich lässt sich das Gebäude gut zurückbauen. Der Dämmstoff aus Perlite kann abgesaugt und wiederverwendet werden. Der Druckmörtel kann gebrochen und ebenfalls als Recyclingmaterial wiederverwendet werden. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Als Heizflächen dienen die Ortbetondecken, die über wasserführende Leitungen aktiviert werden. Über die Luftwärmepumpe kann das Gebäude so geheizt, aber auch gekühlt werden. Es wurde eine flächendeckende kontrollierte Wohnraumlüftung verbaut, um Lüftungswärmeverluste zu minimieren. Zur elektrischen Versorgung des Gebäudes wird eine PV-Anlage auf dem Dach herangezogen; die Gebäudesteuerung erfolgt über ein KNX-basiertes Smart Home System.
* Die Energieeinsparverordnung (EnEV) macht Bauherren und Immobilieneigentümern in Deutschland detaillierte Vorschriften zur Energieeffizienz ihres Hauses.