Projekte, CO2-Speicherung
4 Min.

Nachhaltigeres Bauen: Recyclingbeton und CO2-Speicherung

Das Mehrfamilienhaus in Niederglatt ist ein Beispiel für nachhaltigeres Bauen mit Beton. Durch den Einsatz einer ressourcenschonender und CO2-optimierter Betonmischung konnten erhebliche Mengen an Primärressourcen und CO2 eingespart werden. Dieses Projekt zeigt, dass nachhaltiges Bauen mit Beton nicht nur möglich, sondern auch zukunftsweisend ist. Dank innovativer Materialien und enger Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Unternehmen wurde ein bedeutender Beitrag zum Umweltschutz geleistet.

Nachhaltigeres Bauen: Recyclingbeton und CO<sub>2</sub>-Speicherung

Der verwendete Beton

Der in Niederglatt verwendete Beton zeichnet sich durch seine hohe Nachhaltigkeit und geringe CO2-Bilanz aus. Dieser Beton besteht aus dem maximal möglichen Sekundärrohstoffanteil und nutzt eine erprobte Technologie zur CO2-Speicherung. Insgesamt wurden 589 m3 dieses Betons verbaut, was zur Einsparung von 821 Tonnen Primärressourcen und zur Bindung von knapp 6 Tonnen CO2, was in etwa dem CO₂-Ausstoss entspricht, den 6 bis 10 hundertjährige Bäume im Laufe ihres Lebens speichern würden – eine bemerkenswerte Bilanz, die zeigt, wie man beim Bauen auch ins Negative gehen kann.
 

Aktueller Artikel des TEC21 «Der Ansporn»

«Beton- und Mischabbruch sind eine wertvolle Quelle für die Wiederverwendung im Recyclingbeton. In der Stadt Zürich setzt die Fachstelle für Bauingenieurwesen des Amts für Hochbauten verbindliche Standards und übt Druck aus. Es braucht flächendeckend mehr Wissen und Kompetenz.» Weitere Links aus dem aktuellen TEC21 finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Transparenz durch Zertifikat

Die Umweltauswirkungen des Betons wurden durch ein Lieferanten spezifisches Zertifikat transparent dokumentiert. PRO Architekten GmbH, der Bauherr und Totalunternehmer, wurde dieses Zertifikat als Anerkennung für seinen Beitrag zur Umwelt überreicht.

Nachhaltige Planung und Umsetzung

Die Entscheidung für diesen innovativen Beton wurde aufgrund seiner zahlreichen ökologischen Vorteile getroffen. Florim Hajdari, CEO und Architekt von PRO Architekten GmbH, betont, dass das Hauptziel darin bestand, nachhaltige und umweltfreundliche Baumaterialien zu nutzen.

Während der Planungsphase wurden die spezifischen Eigenschaften dieses Betons, wie seine Festigkeit und Dichte, berücksichtigt. Diese Eigenschaften beeinflussten die statischen Berechnungen und die Gestaltung der Bauteilverbindungen. Trotz der Herausforderungen konnte der Beton in allen Bereichen des Gebäudes erfolgreich und ohne Einbussen eingesetzt werden – von tragenden Strukturen bis hin zu sichtbaren Betonbauteilen, die den Witterungen ausgesetzt sind.

Ökobilanz und weitere Nachhaltigkeitsmassnahmen

Eine Ökobilanz zeigte, dass der Einsatz dieser nachhaltigen Beton-Variante zu einer signifikanten Reduktion des ökologischen Fussabdrucks des Gebäudes führte. Dank der Verwendung recycelter Materialien und der CO2-Speicherung im Beton konnte das Projekt eine bemerkenswerte Umweltbilanz vorweisen.

Zusätzlich wurden weitere Massnahmen ergriffen, um die Nachhaltigkeit des Gebäudes zu erhöhen. Eine Photovoltaikanlage wurde installiert, um erneuerbare Energie zu nutzen, und die Gebäudehülle wurde mit mineralischen Materialien ausgeführt, um zukünftiges Recycling zu erleichtern.

Zusammenarbeit und zukünftige Projekte

Die erfolgreiche Umsetzung des Projekts in Niederglatt war das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Unternehmen. Florim Hajdari und sein Team planen, auch in zukünftigen Projekten vermehrt auf diesen nachhaltigen Beton zu setzen. Das Ziel ist es, mindestens 50% der zukünftigen Bauprojekte mit diesem umweltfreundlichen Baustoff zu realisieren.

Fazit

Das Projekt in Niederglatt zeigt eindrucksvoll, dass nachhaltiges Bauen mit CO₂-speicherndem Recyclingbeton nicht nur möglich, sondern in der Schweiz bereits standardmässig etabliert ist. Diese Technologie wird von mehreren Anbietern angeboten und ist heute schon flächendeckend verfügbar, was ein möglicher Schritt in Richtung umweltfreundlicher Bauweise darstellt.

 

Die Vorteile von Beton optimal genutzt

  • Der Beton stammt aus dem nahegelegenen Werk, sodass Transportwege verkürzt werden konnten.
  • Rezyklierte Gesteinskörnung und CO2-Speicherung schonen die Primärressourcen und ermöglichen einen tieferen CO2-Fussabdruck.
  • Der eingesetzte Beton ist Kreislauffähig und kann in Zukunft rückgebaut und wiederverwertet werden.
  • Der eingesetzte Beton hat dieselben technischen Eigenschaften, wie ein Standardbeton und kann daher bei jeglichen Applikationen und Gebäuden eingesetzt werden.

Wir wollten es genauer wissen und haben bei Florim Hajdari nachgefragt:

Weshalb habe Sie sich für diesen Beton entschieden?
Wir haben uns für einen CO2-speichernden Beton mit sekundären Gesteinskörnungen entschieden, da die Vorteile dieser Technologie erheblich sind und es uns ermöglicht, im Bereich nachhaltiges Bauen einen signifikanten Mehrwert zu bieten. Der Hauptgrund war, der Umwelt etwas zurückzugeben. Zudem wollten wir die innovativen und umweltfreundlichen Eigenschaften dieses Materials nutzen.

Für welche Anwendungen haben Sie diesen Beton eingesetzt?
Beton wurde in verschiedenen Bereichen des Gebäudes eingesetzt, hauptsächlich in den tragenden Strukturen, Bodenplatte, Wände und Decken. Dies ermöglicht eine nachhaltige und langlebige Bauweise, die zudem zukünftiges Recycling erleichtert. Selbst in dauerhaft sichtbaren Betonbauteilen, die jeglichen Witterungen ausgesetzt sind, war das problemlos möglich.

Wie sah das Ausschreibungsverfahren aus?
Da dies ein Projekt war, bei dem wir als Bauherr, Entwickler und Bauträger fungierten, hatten wir uns das Ziel gesetzt den CO2-Verbrauch weit möglichst zu reduzieren. Unter anderem haben wir weitgehend auf lokale Unternehmen im Umkreis von maximal 25 km gesetzt. Als wir dann noch statt «einsparen» auch «einspeichern» konnten, war der Entscheid nicht schwer. Diese Anforderungen wurden vollständig erfüllt.
 

Florim Hajdari, CEO/Architekt, Pro Architekten
Florim Hajdari, CEO/Architekt, Pro Architekten

Facts & Figures

Auftraggeber:
Bauherr und Totalunternehmer PRO Architekten GmbH

Architekturbüro:
PRO Architekten GmbH

Kategorie:
8 Wohnungen

Arealfläche:
1’149 m2 Bauland / ca. 1’075 m2 Wohnfläche

Realisation:
2023

Energielabel:
Minergie P

Mineralische Recycling-Baustoffe

Verwendungsempfehlung für Bauherren, Planer, Architekten und Ingenieure

Mehr zum Thema

Zwei in eins: Recylingbeton & CO2-Speichertechnologie

Zwei in eins: Recylingbeton & CO2-Speichertechnologie

Mehr
PRO Architekten GmbH

PRO Architekten GmbH

Mehr

Zirkulit Beton AG

Mehr

TEC21 Artikel: Chancen und Grenzen Recyclingbeton in der Anwendung

Mehr

TEC21 Artikel: «Gefragt ist moderne Betontechnologie»

Mehr

Mehr Wissen rund um Beton:

Projekte, Kreislaufwirtschaft, Recyclingbeton

Wie aus einer alten Mühle ein zukunftsweisendes Wohnquartier wurde

Aus einer alten Mühle in Grüsch entstand ein zukunftsweisendes Wohnbauprojekt. Es verbindet ökologische Verantwortung, technische Präzision und gelebte Zusammenarbeit und ist das erste DGNB-zertifizierte Rückbauprojekt der Schweiz. 52 Mietwohnungen, optimierte Materialkreisläufe und ein urbaner Loftcharakter zeigen, wie nachhaltiges Bauen heute funktioniert.

Mehr
Infrastrukturbau, Projekte

Ein Lehnenbauwerk, das Grenzen im Fels verschiebt

Es gibt Baustellen, die fallen auf und solche, die man einfach bestaunen muss. Zwischen Vitznau und Gersau entsteht ein Lehnenbauwerk, das aussieht, als würde es über dem Vierwaldstättersee tanzen. Dahinter steckt keine Zauberei, sondern Ingenieurskunst, die jeden Tag am steilen Fels, im engen Raum und mit digitaler Präzision Grenzen verschiebt.

Mehr