Beton-People, Interview
3 Min.

Unter Wasser braucht es Herzblut und Vorstellungsvermögen

Dunkelheit, vier Grad Wassertemperatur, null Sicht: Für die meisten klingt das nach einem Albtraum. Für André Fankhauser war es jahrzehntelang Alltag. Der Berufstaucher aus dem Seeland kennt die Welt unter der Wasseroberfläche wie kaum ein anderer. Heute führt er als Geschäftsführer die TAF Taucharbeiten AG – und taucht selbst nur noch selten. Doch die Leidenschaft für das Arbeiten unter Wasser trägt ihn bis heute. Und dann ist da ja noch das Betonieren unter Wasser …
 

Unter Wasser braucht es Herzblut und Vorstellungsvermögen
André Fankhauser, Geschäftsführer der TAF Taucherarbeiten AG
André Fankhauser, Geschäftsführer der TAF Taucherarbeiten AG

Einblicke tief unter der Wasseroberfläche.

Herr Fankhauser, was hat Sie zum Berufstaucher gemacht?
Das Wasser. Ich bin am Bielersee aufgewachsen, direkt beim Kraftwerk Hagneck. Für uns Kinder war es selbstverständlich, täglich im See zu sein. Tauchen hat mich von klein auf fasziniert.

Und das in der Schweiz – in einem Land ohne Küste?
Ja, allerdings habe ich später sogar ein Jahr auf den Philippinen als Tauchlehrer gearbeitet. Aber mein Herz schlug für die Schweiz – und für das Berufstauchen. Zehn Jahre lang war ich für eine Westschweizer Firma unterwegs. Im Jahr 2000 habe ich dann zusammen mit meiner Frau die TAF Taucharbeiten gegründet.

Können Sie sich an Ihren ersten Einsatz erinnern?
Ja, sehr gut. Es war in der Aare. Spitzarbeiten für einen Fischeinlass. Dabei wurde Material ausgebrochen und entfernt, um Platz für den Einbau zu schaffen. Ziemlich happig. Da fragt man sich schon: Willst du das wirklich machen? Aber ich wollte die Arbeit zu Ende führen. Dieses Durchhaltevermögen hat mich geprägt – und es begleitet mich bis heute.

Was fasziniert Sie am meisten?
Die Suche nach Lösungen. Unter Wasser ist vieles unberechenbar. Man muss kreativ sein, improvisieren, manchmal sogar völlig neue Wege finden. Unter Wasser muss man improvisieren. Genau das macht meinen Beruf einzigartig.

Alltag zwischen Kälte, Dunkelheit und Präzision

Ist Tauchen im Sommer eine willkommene Abkühlung?
Im Sommer schwitzt man schon, bevor man ins Wasser steigt. Aber ab 25 Metern Tiefe hat es immer vier Grad – eisig kalt, egal zu welcher Jahreszeit.

Und wie ist es im Winter?
Im Winter sind wir gut eingepackt. Man muss robust sein, körperlich fit und bereit, Belastungen auszuhalten.

Wie hält man sich fit?
Sport gehört dazu. Zudem schreibt die SUVA regelmässige Gesundheitstests vor.

Wie ist es denn mit der Sicht? Sieht man überhaupt etwas im trüben Wasser?
Es kommt darauf an. Im Neuenburgersee habe ich schon hundert Meter weit gesehen. Aber auf Baustellen stimmt es: Das Wasser wird schnell trüb. Dann braucht man Vorstellungsvermögen. Wir arbeiten nach Plänen, Briefings und im ständigen Kontakt mit dem Team an der Oberfläche. Kameras helfen wenig, aber für Inspektionen nutzen wir Live-Übertragungen.

Wie lange dauert denn ein Einsatz normalerweise?
Meist zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tauchgang. Normalerweise schaffen wir zwei pro Tag. Bei grösserer Tiefe manchmal nur einen.

Und wenn man auf die Toilette muss?
Dann taucht man auf. Anders geht’s nicht.

Eine Nähmaschine mit Geschichte

Haben Sie schon Überraschendes gefunden?
Oh ja. Tresore, Waffen, Münzen. Einmal sogar eine alte Nähmaschine unter einer Brücke in Bern.

Eine Nähmaschine? Warum hat Sie gerade dieses Fundstück so beeindruckt?
Ein Pontonier meinte, es sei die Nähmaschine des berühmten Dällebach Kari, eines bekannten Berner Stadtoriginals. Wir haben die Medien kontaktiert – und plötzlich war ein Riesenrummel da. Später stellte sich heraus, dass es eine Requisite aus dem Film von 1971 war, bewusst in die Aare geworfen. Die Geschichte war so spannend, dass die Maschine heute im Historischen Museum Bern ausgestellt ist.
 

Bilder Berufstaucher (Galerie)
Bilder Berufstaucher (Galerie)
Bilder Berufstaucher (Galerie)
Bilder Berufstaucher (Galerie)
Bilder Berufstaucher (Galerie)
Bilder Berufstaucher (Galerie)

Beton unter Wasser – Handwerk im Widerstand

Wie fühlt es sich an, unter Wasser zu betonieren?
Ganz anders als an Land. Wir arbeiten oft mit speziellen Betonsäcken, die wir selbst entwickelt haben. Der Schlauch bleibt im Beton, damit das Material sauber aufbaut. Jeder Handgriff muss sitzen, weil Fehler kaum korrigierbar sind. Es ist anspruchsvoll – und zugleich befriedigend, wenn stabile Bauwerke im Wasser entstehen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Wir arbeiten eng mit grossen Bauunternehmen zusammen. Ob auf Pontons, in Baugruben oder an Stützmauern. Kommunikation ist alles: Taucher, Pumpfirma, Bauleitung – jeder muss wissen, was der andere tut.

Ist Berufstauchen eigentlich eine Männerdomäne?
In der Schweiz kenne ich keine Frau in diesem Beruf. Die Belastung ist enorm – nicht nur wegen Kälte und Sicht, sondern auch wegen der Ausrüstung: 40 bis 50 Kilo Gewicht und harte Arbeit im Wasser. Das ist nichts für jeden. Auch nicht für jeden Mann.

Was bedeutet Ihnen Beton?
Für mich ist Beton mehr als nur ein Baustoff. Er prägt Landschaften, Ufer, Kraftwerke. Stabilität, Zuverlässigkeit und Sicherheit – das sind die drei Wörter, die mir sofort in den Sinn kommen.

Gibt es einen Spruch, mit dem sich Taucher Glück wünschen?
Ja. Gut Luft!

Vielen Dank für das Gespräch.

TAF Taucharbeiten AG – Spezialisten unter Wasser

Seit über 20 Jahren ist die TAF Taucharbeiten AG die Adresse für anspruchsvolle Arbeiten unter Wasser. Ob Beratung, Planung oder Ausführung – das Unternehmen aus Lyss bringt Erfahrung, Präzision und Leidenschaft in jedes Projekt ein.

Die Industrietaucher von TAF meistern Arbeiten, die für andere unsichtbar bleiben. Sie betonieren, reparieren, sichern und kontrollieren Bauwerke unter der Wasseroberfläche – zuverlässig, flexibel und mit modernster Technik.

Mit einem breit gefächerten Kundenkreis – von Gemeinden über Bauunternehmen bis hin zu Privatpersonen – und Einsätzen in der ganzen Schweiz hat sich TAF als verlässlicher Partner im konstruktiven Unterwasserbau etabliert.

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