Herr Fankhauser, was hat Sie zum Berufstaucher gemacht?
Das Wasser. Ich bin am Bielersee aufgewachsen, direkt beim Kraftwerk Hagneck. Für uns Kinder war es selbstverständlich, täglich im See zu sein. Tauchen hat mich von klein auf fasziniert.
Und das in der Schweiz – in einem Land ohne Küste?
Ja, allerdings habe ich später sogar ein Jahr auf den Philippinen als Tauchlehrer gearbeitet. Aber mein Herz schlug für die Schweiz – und für das Berufstauchen. Zehn Jahre lang war ich für eine Westschweizer Firma unterwegs. Im Jahr 2000 habe ich dann zusammen mit meiner Frau die TAF Taucharbeiten gegründet.
Können Sie sich an Ihren ersten Einsatz erinnern?
Ja, sehr gut. Es war in der Aare. Spitzarbeiten für einen Fischeinlass. Dabei wurde Material ausgebrochen und entfernt, um Platz für den Einbau zu schaffen. Ziemlich happig. Da fragt man sich schon: Willst du das wirklich machen? Aber ich wollte die Arbeit zu Ende führen. Dieses Durchhaltevermögen hat mich geprägt – und es begleitet mich bis heute.
Was fasziniert Sie am meisten?
Die Suche nach Lösungen. Unter Wasser ist vieles unberechenbar. Man muss kreativ sein, improvisieren, manchmal sogar völlig neue Wege finden. Unter Wasser muss man improvisieren. Genau das macht meinen Beruf einzigartig.
Alltag zwischen Kälte, Dunkelheit und Präzision
Ist Tauchen im Sommer eine willkommene Abkühlung?
Im Sommer schwitzt man schon, bevor man ins Wasser steigt. Aber ab 25 Metern Tiefe hat es immer vier Grad – eisig kalt, egal zu welcher Jahreszeit.
Und wie ist es im Winter?
Im Winter sind wir gut eingepackt. Man muss robust sein, körperlich fit und bereit, Belastungen auszuhalten.
Wie hält man sich fit?
Sport gehört dazu. Zudem schreibt die SUVA regelmässige Gesundheitstests vor.
Wie ist es denn mit der Sicht? Sieht man überhaupt etwas im trüben Wasser?
Es kommt darauf an. Im Neuenburgersee habe ich schon hundert Meter weit gesehen. Aber auf Baustellen stimmt es: Das Wasser wird schnell trüb. Dann braucht man Vorstellungsvermögen. Wir arbeiten nach Plänen, Briefings und im ständigen Kontakt mit dem Team an der Oberfläche. Kameras helfen wenig, aber für Inspektionen nutzen wir Live-Übertragungen.
Wie lange dauert denn ein Einsatz normalerweise?
Meist zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tauchgang. Normalerweise schaffen wir zwei pro Tag. Bei grösserer Tiefe manchmal nur einen.
Und wenn man auf die Toilette muss?
Dann taucht man auf. Anders geht’s nicht.