Ein Traum des modernen Sportstättenbaus
Das neue Eisstadion im Zürcher Stadtteil Altstetten ist wahrgewordener Traum von gleich mehreren Eishockeyfan-Generationen. Eine Arena nur für diesen Sport. Ein Stadion mit kontinentaler Ausstrahlung für 12'000 Besucherinnen und Besucher. Ein Statement für modernen Sportstättenbau. Die ZSC Lions-Arena begeistert weit mehr als bloss die Eishockey-Schweiz. Die ganze Bauwirtschaft hat dem Resultat ebenfalls entgegengefiebert.
Dream-Team Eishockey und Beton.
Über den grossartigen Stadionbau, das «Theatre of Dreams», wurde schon ausführlich berichtet. Was uns hier aber speziell interessiert, ist die Fläche, auf der gespielt wird. Denn hier steht Beton seit jeher im Startaufgebot. Der Untergrund ist hier in Altstetten ganz besonders gefordert. Unzählige Trainings, Spiele, Play-off-Kämpfe und vermutlich auch Meisterfeiern sind auszuhalten. Dann wird in wenigen Jahren die Eishockey-WM in der Arena abgehalten. In der eishockeyfreien Zeit kommen Handballturniere, Generalversammlungen und andere Events dazu, welche die Fläche zusätzlich beanspruchen.
Der Untergrund besteht aus mehreren Schichten, die verschiedene Kriterien erfüllen müssen, damit überhaupt Eis darauf aufgebaut werden kann. Oft fragt man sich, was eigentlich unter der Eisschicht alles eingebaut ist. Darum fragen wir nach. Bei Eismeister Karl Fink und den sachverständigen Planern.
Die Eisfläche – Das Heiligtum, das der Swiss Life Arena Leben einhaucht.
Was der heilige Rasen in Wembley für dessen Greenkeeper ist, das ist die kristallklare Hockeyfläche für Eismeister Karl Fink. Wir fragen nach, wie man den Stoff, aus dem Eishockeylegenden gemacht werden, eigentlich herrichtet.
Herr Fink, Sie sind der Eismeister des neuen Eishockeystadions. Wieviel fühlt sich das an?
Saucool! Nein, im Ernst: es ist schon toll, im modernsten Eisstadion Europas das wichtigste Element betreuen zu dürfen. Das Stadion ist wirklich ein grosser Wurf. An die Dimensionen muss ich mich erst gewöhnen! Die Architektur ist spektakulär. Wie da der Wettbewerb mit dem Spektakel auf dem Eis ausgeht, ist noch offen. Aber beides wird sich wohl verstärken und nicht bekämpfen. Eis und Stadion sind ein Team, das die Basis für sportliche Erfolge legen wird.
Als Betonsuisse interessiert es uns natürlich, wie wichtig der Untergrund unter dem Eis für Sie ist.
Die Unterlage ist das Fundament für die Eisfläche, das ist klar. Entscheidend ist, neben einer absolut planen Fläche, dass der Beton gleichmässig gekühlt werden kann. So können die einzelnen Eisschichten sauber aufgetragen werden. Und natürlich sollte der Untergrund keine Risse bekommen und dauerhaft halten.
Ist der Beton eigentlich weiss angestrichen? Denn Eis ist ja transparent.
Nein, die Betonfläche wird so belassen wie sie ist. Die weisse Farbe wird erst nach den ersten 2 bis 3 mm Eisfläche aufgetragen. Weil wenn man das Eis abtauen muss, zum Beispiel für den Sommerbetrieb, gäbe das Probleme bzw. eine ziemliche Sauerei. Mit Eis unter der Farbe lässt sich das Ganze sauber abtauen und ableiten. Das übrigens ohne Chemie, denn die weisse Farbe ist ein Wasser-Kalkgemisch, das ohne Probleme dem Abwasser zugeführt werden kann.
Braucht es spezielles Wasser?
Im Prinzip nicht. Aber wir verwenden Osmose-Wasser. Das ist kalkfreies Wasser, das als Eis dann höhere Transparenz aufweist. Die Eisfläche wirkt, und ist auch zu einem gewissen Grad, homogener. Die Transparenz gefällt zudem den Unternehmen, die mit ihren Logos einen Bullykreis sponsern.
Stimmt, die Werbung! Wird die auch aufgemalt?
Die Logos bestehen aus Papier, das auf die Eisfläche gelegt wird. Darauf werden dann Eisschichten weiter aufgebaut. Gibt es einen Sponsorenwechsel, etwa für eine Championsleague-Partie, wird das Eis abgehobelt. Aber nicht bis auf den Saisonsponsor hinunter, sondern ein paar Millimeter darüber. Dann werden die CL-Sponsoren passgenau über die Saisonsponsoren aufgelegt, dann kommt wieder Eis darüber und alles ist für Griff nach dem CL-Pokal bereit.
Wie dick ist eigentlich das Eis und wie viele Schichten sind es?
Das Optimum liegt bei etwa 3,5 bis 4 cm. Eine dickere Schicht würde nur mehr Kühlenergie verschwenden. Wir bauen Millimeter für Millimeter auf. Das erfolgt mit dem Wasserschlauch. Klingt profan, braucht aber durchaus ziemlich Geschick und Erfahrung. Das dauert etwa eine Woche bis wir mit rund 40 Schichten auf der perfekten Höhe bzw. Dicke angelangt sind. Dazwischen kommen wie erwähnt die weisse Kalkfarbe und die Sponsoren dazu. Zum Schluss ist dann die Eisaufbereitungsmaschine im Einsatz, die den Finish erledigt.
Die legendäre Zamboni!
Ha! Zamboni! Hören Sie auf (lacht). Alle reden immer von Zamboni. Die sieht man vereinzelt noch. Die Technik ist relativ veraltet und schraubintensiv. Engo und WM Mulser sind da wesentlich mehr Up-to-Date. Aber Zamboni hat sich offenbar als Gattungsbegriff etablieren können.
Herr Fink, wir danken für dieses Gespräch und wünschen viel Erfolg!
Beton als Basis.
Marc Gisler von Leplan AG hat den Bau des Untergrunds und die Kältetechnik geplant. Das Unternehmen hat über die Jahre viel Know-how im Bau von Eisanlagen gesammelt, welches es jetzt perfekt in die neue Arena einbringen kann. Als Spezialist für die Betonarbeiten zeichnete Visar Shtanaj von der Walo Group. Beide, neben anderen Akteuren, haben die Bühne für grosse Sportevents realisiert.
Schicht um Schicht
Ganz grob ist der Eisuntergrund so konstruiert: Die erste Schicht ist das Grundfundament, auf dem alles aufbaut. Diese Schicht war für die Eisflächenbauer bereits per Betondecke gegeben. Auf den soliden, planen Untergrund wird eine Isolationsschicht von etwa 1,6 cm Stärke verlegt. Sie schirmt den Untergrund vor Kälte ab, die von der darüber liegenden Betonschicht abgegeben wird. Dann wird über einer Dampfsperre aus Bitumen eine Gleitschicht aus P-Folie und einem Flies eingelegt. Sie sorgt dafür, dass sich die so genannte Sauberkeitsschicht mit einer Stärke von 7 cm, die darüber gegossen wird, bei der Aushärtung auf dem Flies bewegen kann und keine Risse bekommt. Jetzt ist der Boden bereit für die kühlende Schicht. Dazu wird erst ein Armierungsnetz gelegt, auf welches dann die Stahlröhren, die das Kühlmittel führen, verlegt werden. Die Kühlröhren sind übrigens insgesamt mehr als 20 km lang. Über das Kühlgerippe kommt wieder ein Armierungsnetz. Das Kühlmittel, das später in die Röhren fliesst, sorgt bei konstanten - 8 ° C dafür, dass die total 1800 m2 zur Eisfläche gefrieren können. Das Armierungs- und Kühlröhrenskelett wird nun mit Beton aufgefüllt. Zuletzt wird diese Schicht 14 cm stark sein und muss absolut plan gegossen werden. Bevor nun aber der Eismeister Hand anlegen kann, ist ein Feinschliff nötig. Lasergesteuerte Traktoren ziehen die Betonfläche absolut Waagrecht ab. Es dürfen später keine Dellen oder Vertiefungen die Eisfläche zur Holperpiste machen. Ganz zum Schluss schwebt ein Flügelglätter über die Fläche und macht sie zum widerstandsfähigen, spiegelglatten Fundament. Die Oberfläche wird fein abgezogen und ist dann bereit für das Teamplay mit dem, worum sich in der Arena alles dreht: Eis.
Mehr Wissen rund um Beton:
Abenteuer in luftigen Höhen
Industriekletterer sind die wahren Helden, die in schwindelerregenden Höhen arbeiten, wo keine Gerüste oder Kräne hinkommen. Sie montieren Antennen, reinigen und warten Dächer, Fenster und Fassaden und führen Ausbesserungsarbeiten an Gebäuden durch. Aber was treibt jemanden an, einen so aufregenden und gefährlichen Beruf zu ergreifen?
Mehr
Rennbahn Oerlikon, Stehaufmännchen dank Beton.
Seit 111 Jahren zieht das Renn-Oval in Zürich Oerlikon Freundinnen und Freunde des Bahnradsports in seinen Bann. Was 1912 nach nur fünfmonatiger Bauzeit auf der grünen Wiese in Zürich-Nord eröffnet wurde, hat sich als ausdauernder Langstreckensportler entpuppt. Hier lebt Radsportkultur und Architektur auf, geht durch Hochs wie Tiefs und stemmt sich erfolgreich gegen Abrissgelüste.
Mehr