Nachhaltigkeit
4 Min.

Universität St. Gallen – nachhaltiger dank Hohlkörper und Recyclingbeton

SQUARE ist der öffentliche Wirkungsraum der Universität St.Gallen (HSG), mit dem sie die Zukunft des Lernens und des Lehrens erkundet. Der Glasbau ist ein Ort der inspirierenden Begegnungen und ein Forum des Dialogs – zwischen Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur. Er verbindet die zukunftsgerichtete Ausbildung von Studierenden mit dem lebenslangen Lernen der HSG Alumni und ermöglicht der Öffentlichkeit einen neuen Zugang zur Universität.

Universität St. Gallen – nachhaltiger dank Hohlkörper und Recyclingbeton

Das architektonische Konzept von SQUARE verbindet zwei elementare Komponenten: das Raster und den Organismus. Das Raster bildet das stabile Fundament als Basis für organisches Wachstum. Es schafft die nötige Klarheit, die für den Ausgangspunkt innovativer Prozesse wichtig ist. Die modularen, miteinander akustisch und visuell verschränkten Gebäudeelemente verbinden sich zu dynamischen Zonen, einem eigentlichen Organismus, der Raum schafft für Adaption, Interpretation und Kombination.


Herausforderung
Das Gebäude sollte sich durch eine ressourcenschonende Bauweise und eine einfache Haustechnik mit minimalem Energieverbrauch auszeichnen. Um dies zu erreichen, ist eine optimale Tageslicht-Belichtung für alle Arbeitsplätze anzustreben und ein wirksamer äusserer Sonnenschutz für alle verglasten Bauteile zwingend. Neben einer identitätsstiftenden Architektursprache soll SQUARE auch punkto Nachhaltigkeit neue Akzente setzen. Das Thema Nachhaltigkeit wurde darum bei der Beurteilung der Projekte des Architekturwettbewerbs als eines von fünf Hauptkriterien gewichtet.

Umsetzung
Das SQUARE wurde so gebaut, dass es auf zukünftige Anforderungen angepasst werden kann. Im Innern verfügt es über flexible Räume, die sich über die Jahre den verändernden Bedürfnissen der Nutzer anpassen. Daneben können die unterschiedlichen Anlageteile des Gebäudes einzeln und je nach Lebenszyklus erneuert werden. Bei der Umsetzung von SQUARE wurden besondere Ansprüche an die Nachhaltigkeit des Gebäudes gestellt. So konnte der Materialeinsatz um rund 20 Prozent minimiert werden. Für die Bodenplatte, die Decke im Untergeschoss, die Aussenwände und die Wände ohne Sichtbeton wurde auf nachhaltigen Recyclingbeton gesetzt, der auf der Nutzung rezyklierter Gesteinskörnung und ressourcenschonendem Zement basiert und aus dem nahen Betonwerk stammt.

Beton als Tragwerk
So klar Glas das Aussenbild von SQUARE definiert, so sehr wird der Sichtbeton des Tragwerks zum dominierenden Element, sobald man das Innere mit seiner Nutzfläche von insgesamt 7000 m2 betritt. Der Raster von 10 x 10 x 5 m ist die grundlegende Einheit, materialisiert in Stahlbetonstützen, Riegeln sowie Unterzugsdecken mit Hohlkörpereinlagen. Zentrum des Gebäudes bildet das Atrium, das mit seinen 15 x 20 m so in das Volumen eingeschnitten ist, dass der Stahlbetonraster hier, von den horizontalen Deckenelementen befreit, gewissermassen puristisch skelettiert und damit exponiert wird. Besondere Herausforderungen für Schnetzer Puskas Ingenieure waren hier die Bewehrung der dreidimensionalen Knoten sowie die halbkreisförmig in den Luftraum auskragenden Treppenläufe, die mit einer Torsionsvorspannung versehen werden mussten.

Interview Ernst Risch, Geschäftsführer HSG Stiftung
Interview Ernst Risch, Geschäftsführer HSG Stiftung

Drei Fragen an den Geschäftsführer Ernst Risch von der HSG Stiftung


Welche Vorgaben hatten oder gaben Sie an den Architekten bezüglich des Bauprojekts (Nachhaltigkeit etc.)?
Das Gebäude sollte sich durch eine ressourcenschonende Bauweise und eine einfache Haustechnik mit minimalem Energieverbrauch auszeichnen. Um dies zu erreichen, ist eine optimale Tageslicht-Belichtung für alle Arbeitsplätze anzustreben und ein wirksamer äusserer Sonnenschutz für alle verglasten Bauteile zwingend. Neben einer identitätsstiftenden Architektursprache soll SQUARE auch punkto Nachhaltigkeit neue Akzente setzen. Das Thema Nachhaltigkeit wurde darum bei der Beurteilung der Projekte des Architekturwettbewerbs als eines von fünf Hauptkriterien gewichtet.

Welche Eigenschaften verbinden Sie mit Beton?
Da könnte ich ganz viel dazu ausführen. Aber ganz kurz: Stabilität, Langlebigkeit, Kühle und Vielseitigkeit.

Wenn sie anderen Bauherrschaften einen Tipp geben könnten bzgl. Nachhaltigkeit und Baustoff. Welcher wäre dies?
Einerseits darauf zu achten, dass die Produktion und Fertigung nachhaltig sind. Andererseits ist es wichtig, die Nutzungsdauer und die Kreislaufwirtschaft zu berücksichtigen.

Ernst Risch, Geschäftsführer HSG Stiftung
Ernst Risch, Geschäftsführer HSG Stiftung

Facts & Figures

Auftraggeber
HSG Stiftung, St. Gallen

Nutzungen
SQUARE ist der öffentliche Wirkungsraum der Universität

Termin
Planung: 2018-2019 / Ausführung: 2019-2021

Kenndaten

  • Vier Geschosse (zwei Obergeschosse, ein Erd- und ein Untergeschoss) mit 92 terrassierten Kuben
  • Tragwerk: Stützen, Träger und Decken aus Beton, sichtbaren Bereiche in Sichtbeton ausgeführt, aufgespannt in Raster von 10 Meter x 10 Meter
  • Hauptmaterialien: Beton, Glas
  • Total Parzelle: 5’520 m2
  • Gesamtgebäudefläche: 3’000 m2
  • Total Fläche: 8’900 m2
  • Nutzfläche: rund 7000 m2  

Energielabel
Energieversorgung: Photovoltaikanlage; Nutzung der Umgebungswärme über 65 Erdsonden mit je 200 m Tiefe sowie eine Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen.

Beton als Basis und Tor für innovative universitäre Experimente

Projektbeschreibung auf fünf Seiten im PDF-Format

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