Lebenszykluskosten (LCC) vs. Lebenszyklusanalyse (LCA)
Unter den Lebenszykluskosten (life cycle cost – LCC) versteht man die gesamten Kosten, welche ein Gebäude oder eine bauliche Anlage (ohne Grundstück) von der Planung und Herstellung bis zur Verwertung (Rückbau und Entsorgung) verursacht. Es ist eine wirtschaftliche Betrachtungsweise, bei der nicht nur die Erstellungskosten betrachtet werden, sondern auch die Kosten, welche während der Nutzungsphase und am Ende der Lebensdauer der baulichen Anlage anfallen.
In Ergänzung dazu sagt eine Lebenszyklusanalyse (life cycle assessment – LCA) aus, wie viel CO2 sowie weitere Umwelteinflüsse beim Bau oder der Sanierung eines Bauwerkes entstehen und auf alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit einwirken. Es wird jedoch nicht nur der reine Baustoff betrachtet. Die Lebenszyklusanalyse beginnt bei der Planung und endet mit dem Erreichen der geplanten Lebensdauer des Gebäudes. Am Ende wird auch der Rückbau und die Entsorgung, oder im Idealfall die Wiederverwendung des Baumaterials oder der einzelnen Bauteile im Baukreislauf miteinbezogen.
«Die Anwendung von Lebenszyklusanalysen (LCA) und Lebenszykluskosten (LZK) in der Bauindustrie wird durch verschiedene Herausforderungen und Barrieren beeinträchtigt, darunter komplexe Leitfäden, die Notwendigkeit von Spezialwissen, begrenzte Zeit zur Einarbeitung, fehlende Anreize für den erforderlichen Aufwand sowie die Komplexität und Kosten der verfügbaren Tools. Um den Einsatz dieser Instrumente zu steigern und somit fundiertere und nachhaltigere Bauentscheidungen zu fördern, bedarf es einfacher und überzeugender Argumente, insbesondere für kleinere Eigentümer und Planer», erklärt Bernhard Schranz. «Die Arbeit kann als Richtungsweiser dienen, nicht aber als Leitfaden. Es wird gezeigt, dass Sanieren sehr oft die wirtschaftlichere und nachhaltigere Variante ist», erklärt Bernhard Schranz.
Entscheidungsgründe im Fokus: Eine Umfrage über «Sanieren oder Abreissen» in der Bauindustrie
Die Arbeit der beiden Autoren beinhaltet eine umfassende Befragung von Bauherren, Investoren, Versicherungen, Architekt*innen, Ingenieur*innen und Bauämtern, um repräsentative Faktoren für «Sanieren oder Abreissen» zu identifizieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Alterung (46%) und die Marktanforderungen (18%) die häufigsten Gründe für einen Neubau sind. In Bezug auf Wohn-, Schul- und Verwaltungsbauten wurde die Sanierung in 74% bis 93% der Fälle gegenüber dem Neubau bevorzugt. Die häufigsten Massnahmen zur Tragwerkserhaltung waren Verstärkung/Ertüchtigung (55%) und das Erstellen neuer Tragstrukturen (15%). Nachhaltigkeitszertifizierungen (beispielsweise BREEAM, LEED, Minergie, etc.) wurden nur bei ca. 30% der Projekte angestrebt.