Konntest Du da überhaupt schlafen?
Es ging, auch wenn ziemlich improvisiert, gar nicht so schlecht. Ich wusste, dass wir viel hin- und herräumen mussten. Und man ist nach einem Bautag ja auch ziemlich müde.
Dann war also viel los.
Und wie! Erst wurde einiges an Fels gesprengt, damit für die neue Hütte auf einem sicheren Standort genügend Platz für das Fundament erstellt werden konnte. Dann wurde das Betonfundament gegossen. In der alten Hütte habe ich fünfmal am Tag gekocht, denn die Crew brauchte satt Kalorien, um die Arbeit in der Höhe zu stemmen.
Ab wann hast Du in der neuen Hütte gekocht?
Das ging dann plötzlich Schlag auf Schlag. Sobald das Betonfundament bereit war, kamen die Gerüste, dann ging es etwa zwei Tage und der Rohbau stand. Die Baucrew hatte die vorfabrizieren Holzelemente heraufgeflogen. Die Elemente wurden dann, vom schwebenden Helikopter getragen, in die Konstruktion eingepasst und fixiert. Das war Millimeterarbeit – und das aus der Luft! Das war schon sehr eindrücklich.
Und das hast Du alles alleine durchgezogen?
Chef ist die Bauleitung. Natürlich bin ich vor Ort immer Ansprechpartner und muss auch vieles organisieren und koordinieren. Da oben ist man ein Team, das super gut funktionieren muss, dann geht alles Hand in Hand. Baumannschaft, Zimmermänner, Schreiner, Hüttentechnik, Elektrik und Sanitär – da kommt so vieles zusammen, alleine geht da gar nichts.
Fast. Es gab ja mehr zu tun, als fünfmal Essen pro Tag zuzubereiten. Du bist da mitten drin und es gibt laufend Fragen zu beantworten. In einer ruhigen Minute hilft man dann auch gerne beim Verschrauben der Holzelemente, beim Regal aufbauen. Zum Glück bekam ich dann noch Küchenhilfe von Freiwilligen, weil irgendwann das Räumen der alten Hütte noch dazukam.
War der Abschied hart?
Es gab da diesen alten Gasherd in der alten Hütte. Quasi Herz und Seele des Hauses. Und dieser Herd war zu gross, um ihn herauszutragen. Also musste man mit dem Vorschlaghammer die Wände ausbrechen. Das tat schon ziemlich weh. Aber den Herd nahmen wir ins Provisorium runter. Das hat mich dann etwas getröstet.
Gab es eine Abrissparty oder ein Aufrichtfest?
Eine Abrissparty gab es nicht. Aber ein Aufrichtfest. Das fand in Zermatt unten statt. Das tat richtig gut. Auch wenn das nicht oben auf der Hütte war.
Was hat Dich während der Bauarbeiten am meisten beeindruckt?
So viele Dinge! Der neue Standort, wie man da überhaupt ein Gebäude hinstellen kann. Auf diesem Felsvorsprung, das ist schon spektakulär. Und wie erwähnt der Rohbau, der in zwei Tagen wie durch Zauberhand plötzlich dastand. Und wie das Team Hand in Hand gearbeitet hat, war einfach toll.
Was gefällt Dir besonders an Ihrer neuen Hütte?
Eigentlich alles, was die alte Hütte nicht hatte. Es ist hell, trocken und warm. Das gibt definitiv mehr Wohlgefühl. Wenn man eine Saison auf 3000m verbringt, weiss man das zu schätzen. Annehmlichkeiten wie Duschen sind ok, aber eigentlich gar nicht so wichtig. Dann leuchten die grossen Glasflächen gegen die Südseite ein. Die Sonne heizt so den Innenraum auf.
Wie wird geheizt und gekocht?
Im Gastraum haben wir einen Schwedenofen, der für wohlige Wärme sorgt. Dann spielt die Glasfront an der Südseite eine wichtige Rolle beim Aufwärmen der Hütte durch die Sonne.
Gekocht wird mit Gasherd, Ofen und Steamer. Das Non-Plus-Ultra ist die Siebträgermaschine, die einen top Espresso hinbekommt. Eine quasi Spezial-SAC-Barista-Entwicklung von Cervino Kaffee aus Naters. Die Maschine kann mit Gas oder Strom betrieben werden. Wir haben eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, aber die hat natürlich nicht endlos Kapazität.
Wie ist es, wenn es mal so richtig stürmt. Rüttelt und schüttelt es im Gebälk?
Nein, zum Glück! Das schüttelt nix, das Haus steht felsenfest. Da pfeifen höchstens die Sturmwinde ums Haus.
Dein Team bewirtet unzählige Gäste. Wie sprechen diese auf die neue Hütte an?
Sehr gut. Die Stimmung ist grundsätzlich lustig und heiter. Unsere Gäste sind immer fasziniert von der Natur hier oben. Die neue Hütte kommt sehr gut an. Auch, dass es weniger Massenunterkünfte gibt. Seit Corona ist der Bedarf nach eigenen Schlafnischen und kleineren Zimmern gestiegen. Natürlich super, dass wir das mit unseren Kajütenbett-Zimmern bieten können.
Gibt es sonst spannende Anekdoten?
Offenbar ist es Brauch, einen Zimmermannshammerkopf in einem fertig erstellten Haus einzulassen. Beim Rückbau ist der seinerzeitige Hammerkopf zum Vorschein gekommen. Der ist wie ein Talisman und bekommt in der neuen Hütte einen Ehrenplatz
Bekommst Du auch Besuch von tierischen Gästen?
Steinböcke kommen immer wieder vorbei. Wir füttern die aber nicht mit Salz an. Sie kommen von allein bis zu 30 Meter an die Hütte. Manchmal machen sie es sich auch auf dem Weg gemütlich. Dann segeln oft Bartgeier vorbei. Da gibt es eine ganze Familie. So alle drei Jahre sieht man ein Junges mit dabei.
Schläfst Du besser, wenn Du in der Hütte oder wenn Du im Winter wieder unten bist?
Schon daheim im eigenen Bett. Das Hüttenwartzimmer ist neu direkt neben der Küche. Das ist zeitweise etwas laut. Es gibt ja schon um 3 Uhr das erste Frühstück. Aber das Zimmer ist super, das geb' ich nicht mehr her!
Neuere Hütten haben oft ein Fundament aus Beton. Darüber orientiert man sich oft an herkömmlichen Hüttenformen und Materialien. Was gefällt Dir am besten?
Der gemauerte Stein gefällt mir sehr gut. Speziell die Terrasse, die aus den alten Hüttensteinen gebaut wurde. Aber auch die eher moderneren Teile wie das Betonfundament, die Isolation oder die Preva-Fassadenverschalung leuchten mir ein. Das macht schon Sinn. Auch das Glas ist toll. Und innen alles aus Holz ist wunderschön! Zu Beginn hatte ich schon etwas Mühe mit den modernen Baumaterialien, weil ich auch sehr an der alten Hütte hing.
Wo und wie wohnst Du unten?
Eigentlich ziemlich unspektakulär in einem modernen Mehrfamilienhaus. Nicht ganz so wie in der Rothornhütte. Aber auch gemütlich.
Was machst Du eigentlich im Winter?
Auch im Winter bin ich den Bergen verbunden. Ich arbeite in Zermatt im Bergführerbüro und in der Skischule. Einfach wunderbar, in solchen Jobs tätig sein zu dürfen.
Liebe Daniela, herzlichen Dank fürs Gespräch und gute Saison auf der Hütte!