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Gipfelstürme der Ingenieurskunst

Tauchen Sie ein in eine faszinierende Welt der Ingenieurskunst und der Seilbahntechnologie sowie architektonischen Meisterwerken hoch über den Gipfeln von Stechelberg und Mürren (BE). Mittendrin die Bauführerin, Kathrin Blatter der Ghelma AG Baubetriebe, die verantwortlich ist für den Neubau der Anlage.
 

Gipfelstürme der Ingenieurskunst

BETONSUISSE durfte Kathrin Blatter begleiten und über ihre Arbeit im hochalpinen Gelände befragen. Der Baustoff Beton spielt beim Neubau der Schilthornbahn eine wichtige Rolle. Seine Robustheit und Langlebigkeit macht ihn widerstandsfähig gegenüber massiven Wettereinflüssen. Ob Sommer oder Winter.

Erkunden Sie die faszinierende Welt des Baustellenlebens im Sommer 2023! Begleiten Sie Kathrin Blatter auf einem spannenden Rundgang auf über 2'000 m.ü.M.
Erkunden Sie die faszinierende Welt des Baustellenlebens im Sommer 2023! Begleiten Sie Kathrin Blatter auf einem spannenden Rundgang auf über 2'000 m.ü.M.

Aus der Geschichte…
Die Schilthornbahn stammt aus dem Jahr 1965 (Erschliessung Stechelberg – Gimmelwald – Mürren – Birg) sowie aus dem Jahr 1967 (Birg – Schilthorn). Während zahlreiche elektromechanische Komponenten laufend ersetzt wurden, befindet sich die bauliche Infrastruktur noch weitgehend im Originalzustand. «Unmittelbar anstehende und mittelfristig geplante Eingriffe wie zum Beispiel Tragseilersatz, Stützenverstärkung und Ersatz der Kabine auf der 4. Sektion machten es sinnvoll, im Rahmen eines Masterplanes die längerfristige Zukunft der Luftseilbahn zu analysieren und zu hinterfragen, bevor wir allenfalls in eine falsche Richtung investiert hätten. Im Herbst 2017 folgte der Auftrag, das Masterplanvorhaben in einem Vorprojekt mit Kostenschätzung zu konkretisieren», erklärt Peter Feuz, Präsident des Verwaltungsrates der Schilthornbahn AG. Im Jahr 2021 erfolgte der Entscheid zum Bau der neuen Anlage. Seit 2023 wird nun tatkräftig gebaut, sodass die neue Bahn im Jahr 2026 eröffnet werden kann.

Eckdaten zum Projekt SCHILTHORN 20XX
Das 90 Mio. CHF Projekt unter dem Titel SCHILTHORN 20XX sieht den Neubau einer Luftseilbahn vor. Die geplante Luftseilbahn im Pendelbetrieb umfasst 3 Sektionen à je 2 Kabinen (Stechelberg – Mürren – Birg – Schilthorn). Speziell daran ist der Ersatz der aktuellen Transportseilbahn von Stechelberg nach Mürren durch eine neue Pendelbahn als 1. Sektion. Damit entfällt eine Umsteigerelation. Die oberen 2 Sektionen sind als 2 unabhängige, einspurige Pendelbahnen vorgesehen. Durch dieses neue Bahnsystem ist ein durchgehender Bahnbetrieb möglich, das Schilthorn kann 365 Tage im Jahr erreicht werden. «Besser! Nicht grösser, soll die Bahn werden», betont Christoph Egger, Direktor der Schilthornbahn AG.

Architektur
Die Architektur ist das Ergebnis eines tiefgreifenden Gestaltungskonzepts, das in enger Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Bundesamt für Kultur BAK, der Kantonalen Denkmalpflege und dem Berner Heimatschutz entwickelt wurde. Die Gebäude selbst dienen der Seilbahntechnik als Bühne, während architektonische Elemente sowohl technischen Anforderungen als auch Nachhaltigkeitsprinzipien gerecht werden. Verantwortlich für die architektonischen Leistungen ist das Team der Brügger Architekten in Thun.

Im Rahmen des Projektes ist Kathrin Blatter, dipl. Technikerin HF Bauführung Hoch-/Tiefbau, die ausführende Bauführerin an den Stationen Birg und Schilthorn bei der Ghelma AG Baubetriebe. Als Bauführerin dieses herausragenden Projekts, teilt sie ihre Gedanken, Leidenschaft und Motivation mit BETONSUISSE:

War es schon immer Ihr Ziel, in der Baubranche zu arbeiten, oder haben sich Ihre beruflichen Ambitionen im Laufe der Zeit entwickelt?
Da ich mit einer Bauunternehmung aufgewachsen bin, war für mich schon als kleines Mädchen klar, dass ich auch in der Baubranche arbeiten möchte.

Ist Ihr Job als Bauführerin im Bereich Schilthornbahn 20XX so, wie Sie sich diesen vorgestellt haben, oder gibt es Aspekte, die Sie überrascht oder besonders fasziniert haben?
Faszinierend ist für mich zu sehen, wie die Arbeit aller Beteiligten zusammenspielt. Hier oben am Berg sind wir auf uns allein gestellt und so ist dies nochmals eine Spur wichtiger als bei einer Baustelle unten im Tal. Auch die Zusammenarbeit mit der Schilthornbahn AG ist sehr gut. Schön ist zu sehen, wie motiviert unser Team ist, trotz der langen Tage und den oft garstigen Wetterbedingungen. Überrascht bin ich immer wieder von der eindrücklichen Naturkulisse rund um uns.

Kathrin Blatter, dipl. Technikerin HF Bauführung Hoch-/Tiefbau bei der Ghelma AG Baubetriebe
Kathrin Blatter, dipl. Technikerin HF Bauführung Hoch-/Tiefbau bei der Ghelma AG Baubetriebe

Die Planung und Umsetzung einer Seilbahn sind sicherlich eine besondere Herausforderung. Wie gehen Sie damit um, dass Projekte wie die Schilthornbahn nicht alltäglich sind und spezielle Anforderungen stellen?
Ich freue mich jeden Tag auf die neuen Herausforderungen. Das Wetter kann auf dieser Höhe sehr rasch ändern, die Baustelle läuft bei vollem Bahnbetrieb und die Logistik muss gut geplant sein.

Was bedeutet dies konkret bei diesem Projekt?
Sämtliche Baumaterialien müssen mit der Materialseilbahn ab Stechelberg transportiert werden, dies bedeutet ein umfassendes Mass an Arbeitsvorbereitung, da der Transportweg sehr aufwendig und lang ist.

Können Sie uns Einblicke in die spezifischen Herausforderungen geben, denen Sie sich im alpinen Baubereich stellen müssen, und wie diese sich von den Herausforderungen beim Bauen in weniger anspruchsvollen Gebieten unterscheiden?
Die vielen Besucherinnen und Besucher aus nah und fern, welche das Schilthorn täglich besuchen und teilweise grosses Interesse an den Bauarbeiten haben. Dann natürlich das Wetter; unten im Tal kann es schön und warm sein und hier oben ist dichter Nebel und die Temperaturen sind um einiges tiefer. Auch starker Wind, Schnee im Sommer und der rasche Wetterwechsel sind auf dieser Höhe normal. Speziell ist zudem, dass wir die Arbeiten während den Wintermonaten einstellen.

Der Bau erfolgt bei vollem Betrieb. Braucht es hier spezielle Vorkehrungen?
Wie bei jeder Baustelle hat auch hier die Sicherheit höchste Priorität. So sind Abschrankungen und Hinweisschilder dort angebracht, wo notwendig. Die Lenkung der Gäste organisieren die Verantwortlichen der Schilthornbahn, sodass wir konzentriert arbeiten können. Selbstverständlich aber beantworten wir gerne Fragen von interessierten Besuchern.

Welche Rolle spielt der Baustoff beim Bau in solchen Höhen? Welches sind die Vorteile von Beton in diesem konkreten Projekt?
Die Betonkomponenten müssen in puncto Handling, Transportier- und Verbaubarkeit einfach zu managen sein.

Woher kommt der Beton (Rohstoffe) und wo wird der Beton gemischt?
Die Lieferung des Betonkieses erfolgt, aus dem firmeneigenen Betonwerk (Aarekies Brienz AG) in Brienz. Dies ist ein grosser Vorteil, da man die Zusammensetzung des Kieses kennt. So kann eine optimale Betonrezeptur angewendet werden. Der Zement wird palettisiert als Sackware von der Vigier AG geliefert. Gemischt wird der Beton vor Ort in der firmeneigenen, mobilen Betonanlage.

Was reizt Sie besonders an der Arbeit an der Schilthornbahn 20XX? Gibt es bestimmte Aspekte des Projekts, die es für Sie besonders interessant und lohnenswert machen?
Der besondere Reiz dieser Baustelle ist, dass sie sich im Gebirge befindet und es sich um ein aussergewöhnliches Seilbahnprojekt handelt.

Welche Faktoren oder Ereignisse motivieren Sie am meisten in Ihrer Rolle als Bauführerin im Baubereich?
Gibt es Momente, in denen Sie besonders stolz auf das bisher Erreichte sind? Die Motivation ergibt sich aus der tollen Zusammenarbeit im Team – von der AVOR bis zur Ausführung – und der Sichtbarkeit der jeweiligen Arbeitsfortschritte. Besonders stolz bin ich, dass die Firma Ghelma AG Baubetriebe mir als junge Bauführerin ein so grosses Vertrauen entgegenbringt und ich die Chance bekommen habe, an diesem aussergewöhnlichen Projekt mitzuwirken.

Die Schilthornbahn 20XX ist zweifellos ein bedeutendes Projekt. Was empfinden Sie persönlich als den grössten Beitrag oder das wichtigste Ergebnis, das Sie durch Ihre Arbeit an diesem Projekt erreichen möchten?
Meinen Beitrag sehe ich darin, die Baustelle so zu organisieren, dass alles reibungslos funktioniert. Besonders stolz macht es mich, wenn von Anfang bis Ende alles unfallfrei abläuft.

Galerie: Gipfelstürmer
Galerie: Gipfelstürmer
Galerie: Gipfelstürmer
Galerie: Gipfelstürmer
Fotos: Ghelma AG Baubetriebe, David Birri
Fotos: Ghelma AG Baubetriebe, David Birri
Impressionen zum Bau der Schilthornbahn. Quelle: Schilthornbahn
Impressionen zum Bau der Schilthornbahn. Quelle: Schilthornbahn

Die Vorteile von Beton optimal genutzt:

Tragfähigkeit, Robustheit, Flexibilität, Verlässlichkeit und Dauerhaftigkeit – das sind die Vorteile, mit denen der Baustoff Beton die vielen Seilbahnen in der Schweiz zum sicheren Transportmittel macht. Dank der Beton-Produktion vor Ort können lange Transportwege vermieden werden.

Weiterführende Informationen zum Projekt, zum Baustoff und zur ausführenden Unternehmung:

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