Nachhaltigkeit
3 Min.

Eine nachhaltige und innovative Stadtentwicklung

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) planen bis 2025/26 die Sanierung und Erweiterung des drittgrössten Tramdepots, Depot Hard, im innerstädtischen Bereich von Zürich. Das Projekt, das aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen ist, kombiniert die Erneuerung des denkmalgeschützten Tramdepots von 1912 mit dem Neubau einer modernen Depothalle und einer städtischen Wohnsiedlung. Die Herausforderungen und spannenden Details dieses Bauvorhabens liegen insbesondere in der Logistik, der innerstädtischen Lage, und der Integration von Bestandteilen mit zeitgemässen Neubauten.

Eine nachhaltige und innovative Stadtentwicklung
Lernen Sie die spannenden Menschen hinter diesem Projekt kennen.
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Beton weitergenutzt oder optimal eingesetzt

  • Weiternutzung des Bestands (Denkmalgeschütztes Tramdepot)
  • Der Einsatz von Recyclingmaterial, auch bei den Fassadenelementen, schont Primärressourcen
  • Das Betonwerk auf der Baustelle ermöglicht mehr Flexibilität, auch bei eingeschränkten Anlieferzeiten
  • Das Betonwerk vor Ort ermöglicht die Reduktion der Lastwagenfahrten um 40%
  • Beton im Massenfedersystem ermöglicht die Dämpfung von Schwingungen


Hard Facts

  • 34 000 m³ Beton
  • 123 500 m² Schalungen
  • 5 300 Tonnen Bewehrung

Logistikmeisterleistung im innerstädtischen Bereich
Die Baustelle befindet sich zwischen einer Tramfahrbahn auf der einen Seite und der Limmat auf der anderen. «Alle 3 Minuten passiert ein Tram die Baustelle. Das stellt eine Herausforderung für das Bauprojekt dar», so Max Ricci, Gesamtprojektleiter Marti AG, Bauunternehmung aus Zürich. Zudem ist die Zufahrt durch den städtischen Verkehr eingeschränkt, was besondere Herausforderungen für die Logistik darstellt. «Anlieferungen erfolgen zwischen 7 und 12 Uhr sowie 13 bis 15 Uhr», erklärt Giuseppe Petrolo, Polier bei der Marti AG, Bauunternehmung. Um den Baustellenverkehr zu minimieren und eine höhere Flexibilität aufgrund der engen Anlieferzeiten, die von der Stadt vorgegeben sind, zu gewährleisten, wurde vor Ort ein Betonwerk installiert. Dies ermöglicht die unmittelbare Produktion von Beton am Standort und führt zu einer erheblichen Reduzierung der Anzahl von Lastwagenfahrten. «Wir konnten die Fahrten auf dieser Baustelle um bis zu 40% reduzieren», erklärt der Bauleiter, Giuseppe Petrolo.

Ein nachhaltiger Aspekt des Bauprojekts ist nicht nur die Reduktion der Fahrten, sondern auch der Einsatz von Recyclingbeton, der einen Teil der Gesamtmenge ausmacht und somit die Nutzung von Primärressourcen minimiert. «Seitens Bauherrschaft wurde vorgegeben, dass 25 % Recyclingbeton eingesetzt wird», so Max Ricci.

Einzigartige Kombination von Alt und Neu
Das Tramdepot Depot Hard ist ein einzigartiges Projekt, das die Symbiose zwischen Bestand und Neubau demonstriert. Teile des ehemaligen Depots und der Halle werden erhalten und in die moderne Depothalle integriert. «Ein Nadelöhr waren die 3 Meter breiten Tore, wo nur wenige Zentimeter dazwischen hatte», so Max Ricci.

Die Zukunft sieht vor, dass Trams unter den Hochhäusern hindurchfahren. Um die Schwingungen in den Hochhäusern abzufangen, wird ein innovatives Massenfedersystem eingebaut, das die Lebensqualität der Bewohner verbessern soll.

Trams unterhalb der Hochhäuser
Das Bauvorhaben umfasst die Teilsanierung des historischen Tramdepots und den Neubau einer modernen Depothalle mit 25 Tramabstellplätzen sowie Betriebs- und Diensträumen. Parallel dazu entsteht eine Wohnsiedlung mit 193 Wohneinheiten, die Platz für etwa 550 Menschen bietet. Die Architektur des neuen Tramdepots bildet den Sockel für die Überbauung und wird durch zweigeschossige Zeilenbauten mit den bestehenden Wohnhäusern verbunden. Ein grosszügiger Hofraum zwischen den Zeilenbauten dient als Gemeinschaftsbereich für die Bewohner der Siedlung. «Nein, es gibt keine direkte Tramhaltestation für die Bewohner unterhalb der Hochhäuser. Die nächsten Stationen sind aber unweit entfernt», so Max Ricci.

Städtebauliche Akzente und Vielfalt in der Wohnsiedlung
Die Überbauung setzt städtebauliche Akzente durch zwei Wohnhochhäuser, die gemeinsam mit bestehenden Hochhäusern die Eingangssituation zum Quartier Zürich-West markieren. Die Wohnsiedlung bietet eine breite Palette von Wohnungen, von kleineren Einheiten im Sockelbau bis zu Maisonette-Wohnungen mit direktem Zugang zum Wohnhof. In den beiden Hochhäusern entstehen zudem Geschosswohnungen bis zum 22. bzw. 23. Obergeschoss. «Der schönste Moment war, als kurz vor Weihnachten die letzte Decke betoniert wurde. Ich habe die Baustelle von der Baugrube aus bis zum Erreichen des höchsten Punkts auf rund 75 Meter Höhe mitverfolgen dürfen. Wenn man zurückschaut, was entstanden ist, kann man sagen, das ist ein schöner Moment, oben angekommen zu sein», so Max Ricci.

Nachhaltigkeit als Leitprinzip
Das Projekt setzt nicht nur architektonische und städtebauliche Massstäbe, sondern legt auch einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Die Verlagerung der Betonproduktion vor Ort, die Verwendung von Recyclingbeton und die Integration von Bestandteilen tragen dazu bei, ökologische Fussabdrücke zu minimieren. Ein sogenanntes Massenfedersystem zur Schwingungsdämpfung sorgt dafür, dass keine Erschütterungen spürbar sind. Dieses System kommt überall dort zum Einsatz, wo ein Tram eine Kurve macht oder eine Weiche vorhanden ist. Dies wird gemacht, um einerseits die Tramfahrwerke zu schonen und andererseits die Erschütterung aufgenommen werden, sodass die Wohnungen diese nicht erfahren, so Max Ricci, Gesamtprojektleiter der Marti AG, Bauunternehmung aus Zürich.

Insgesamt verspricht das Projekt «Tramdepot und Wohnsiedlung Depot Hard» nicht nur eine zeitgemässe und effiziente Nutzung des drittgrössten Tramdepots der VBZ, sondern auch eine innovative und nachhaltige Stadtentwicklung im aufstrebenden Quartier Zürich-West.

In diesem Projekt kamen Fertigelemente der Element AG zum Einsatz. Betonsuisse hat 3 Fragen an André Bischof, Leiter Verkauf und Marketing gestellt.


Was bedeutet eine solches Projekt für Sie persönlich?
Als erstes sicherlich die Gewissheit das die heutige und auch künftige Baukultur substanzielle Veränderungen in der Denkweise erfährt. Ein solch spannendes Projekt ist für mich insbesondere auch Nährboden für weitere Anwendungen, welche sich in Richtung CO2-reduzierte (Beton)-Bauweise entwickeln. Beispielsweise der Einsatz von Carbonbewehrungen. Diese Bewehrungsart erlaubt es uns, bereits heute mit Fassadenelementen von nur 50 mm Wandstärke zu arbeiten. Das heisst, dass wir so bereits Einsparungen (Reduce) von deutlich über 50% an CO2-Emissionen einzig durch die Wahl von schlankeren Konstruktionen realisieren können, und dies wohlverstanden - ohne jegliche Qualitätseinbussen.

Wir entwickeln unsere Möglichkeiten stetig weiter bei der Element AG. Dazu arbeiten wir eng mit unseren Kundinnen und Kunden und ganz spezifisch auch mit Hochschulen und Universitäten zusammen. Immer auf der Suche nach neuen Anwendungen und Ansätzen. Zurzeit sind wir am Testen von Anwendungen mit Leichtbeton für verschiedene Einsatzgebiete. Bauprojekte wie das «Depot Hard» helfen uns aber auch, unsere internen Prozesse, insbesondere in der Digitalisierung weiter zu optimieren. Wir planen grundsätzlich in 3-D / BIM Methode und beziehen dabei auch unsere Produktion mit sämtlichen Schnittstellen mit ein. Neue Herausforderungen haben grosse Vorteile, sie bringen uns weiter und fordern uns bei der Suche nach neuen Chancen und Möglichkeiten.

Wo werden die Betonelemente in diesem Projekt eingesetzt? Und welche Vorteile bieten diese explizit bei diesem Projekt?
Unsere vorfabrizierten Betonelemente kommen in der Fassade des Depots Hard zum Einsatz. Dieses Gebäude zählt sicherlich zu den grössten Objekten mit einer Recycling-Betonfassade in der Schweiz. Die Entscheidung für vorfabrizierte Betonelemente begründet sich in ihrer herausragenden Dauerhaftigkeit, der Nachhaltigkeit des Baustoffs (Zirkularität) und nicht zuletzt in ihrer wirtschaftlichen Effizienz. Durch die Vorfabrikation im Werk ermöglichen diese Elemente eine zügige Montage vor Ort. Dies führt zu einer Beschleunigung des Bauablaufprozesses auf der Baustelle und trägt somit zu einer effizienten Umsetzung des Projekts bei.

Wo liegt das Potenzial beim Einsatz von rezyklierter Gesteinskörnung in Fertigelementen?
Bei Betonfertigelementen sind die Architekten und Architektinnen bereits in der Planungsphase sehr frei in der Gestaltung, was Geometrien, Oberflächenstrukturen und Farben anbelangt. Das Potenzial liegt in der Reduktion und der Wiederverwertbarkeit von Primärrohstoffen. So auch in diesem Projekt. Die Kreislaufwirtschaft spielt heute berechtigterweise mehr denn je eine prioritäre und zentrale Rolle in der Wahl von Baustoffen. Hochwertige Betonelemente mit Recycling-Beton haben dadurch ein enormes Potenzial und werden je länger, je mehr auch bei ästhetisch anspruchsvollen Anwendungen eingesetzt. Die Element AG verwendet seit 2021 einen abermals klinkerreduzierten Zement. Somit werden auch die Kriterien aus dem Minergie-ECO-Vorgabenkatalog vollumfänglich erfüllt. Ein Konzept, welches in seiner Kombination die erste Wahl bei vorfabrizierten Betonelementen darstellt.

André Bischof, Leiter Verkauf und Marketing bei der Element AG
André Bischof, Leiter Verkauf und Marketing bei der Element AG

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