Welche gemeinschaftlich genutzten Räume und Flächen bietet das Zollhaus den Bewohnern und wie werden diese angenommen?
Diese Räume und Flächen umfassen Bewegungsraum, Holzwerkstatt, Nähzimmer, Dachterrassen, Fasssauna Zollhaus, Forum, Gleisterrasse, Kindergartendach 111, Lichtmaterial, Malatelier, Musikraum und werden von den Bewohnern und Bewohnerinnen in Arbeits- und Betriebsgruppen organisiert und selbst verwaltet. Zudem stehen gegen Bezahlung den Mieter und Mieterinnen das Guesthouse und die Meeting-Räume zu einem reduzierten Preis zu Verfügung sowie Co-Working-Arbeitsplätz.
Welche weiteren ökologischen Massnahmen wurden im Bau und Betrieb des Zollhauses implementiert, um den Minergie-Eco-Standard zu erfüllen?
Beton dient als Speichermedium, wobei im Sommer kaltes Wasser durch die Fussbodenheizung geleitet wird, um die Räume zu kühlen. Jede Wohnung ist zudem mit einer kontrollierten Lüftung ausgestattet. Die Wärmeversorgung erfolgt durch Grundwasserwärmepumpen. Das Gebäude ist mit einer Photovoltaikanlage ausgerüstet. Ein weiterer zentraler Aspekt der nachhaltigen Betriebsweise ist, dass das Zollhaus eine autofreie Siedlung ist, wobei alle Mieter und Mieterinnen eine Autoverzichtserklärung abgeben.
Wie fördert das Zollhaus das soziale Miteinander?
Das wird einerseits durch die soziale Durchmischung in der Vermietung gefördert, als auch mittels der Selbstorganisation für die Gemeinschaftsräume, der Mieter und Mieterinnen Versammlung (Zollhausversammlung) sowie unsere Partizipationsstelle «Die Ganze Breite».
Ist bezahlbarer Wohnraum und Nachhaltigkeit ein Widerspruch?
Nein. Nachhaltigkeit in all seinen Dimensionen ist die DNA der Genossenschaft Kalkbreite. Gebaute und gelebte Nachhaltigkeit ist unser identitätsstiftendes Merkmal.
Wie trägt das Zollhaus zur städtischen Verdichtung bei und welche Vorteile sehen Sie in der Integration von Wohnen, Arbeiten und Kultur in einem Gebäude?
Der durch seine industrielle Geschichte geprägte Kreis 5 hat sich in den letzten zwanzig Jahren stark gewandelt. Damit einher ging ein «Aufwertungsprozess», der eine weitgehende Entmischung der Bevölkerung sowie die Verdrängung von Kleingewerbe zur Folge hatte. Mit dem Zollhaus und den Zielsetzungen eines vielfältigen Nutzungsmixes aus Wohnen und Gewerbe sowie einer breiten sozialen Durchmischung setzt die Genossenschaft Kalkbreite in dieser Lage ein Zeichen gegen die sonstige Entwicklung auf dem innerstädtischen Wohnungsmarkt. Möglich wird dies mit einem im Vergleich zum Zürcher Durchschnitt reduzierten Flächenbedarf bei der Wohn- und Gewerbenutzung, niedrigen Baukosten, der Vermietung von Flächen zur Kostenmiete und einer Differenzierung der Mieten nach Lageklassen. Um eine Reduktion des individuellen Raumbedarfs zu erreichen, sind gemeinschaftlich und flexibel nutzbare Flächen zentral.
- Nutzungsmix: horizontaler und vertikaler gross- und kleinteiliger Nutzungsmix von Wohnen (60%) und Gewerbe (40%).
- Molekulares Wohnen: flexible und zusammenschaltbare Wohneinheiten mit Gestaltungsfreiheit der NutzerInnen.
- Teilen und gemeinschaftlich Nutzen: Genügsamkeit sowie Wohnen, Arbeiten und Leben mit 2000 Watt.
- Durchdringungen: Freiraumkonzept mit privaten, gemeinschaftlichen, halböffentlichen und öffentlichen Räumen
Danke für das Gespräch.