Beton-People
5 Min.

Die stillen Wächter des Flughafens

Roger Meiers Balance zwischen Beton, Nachhaltigkeit und Reiselust
Der Tag begann mit einem kühlen Wind, als unser Reporter Roger Meier, den Verantwortlichen für die Oberflächen des Flughafens Zürich, traf. Während sie die Pisten entlangfuhren, sprach er mit Leidenschaft über das, was viele einfach als «Beton» abtun. Für ihn ist Beton jedoch weit mehr – er ist die Grundlage für ein sicheres und effizientes Flughafenerlebnis.

Die stillen Wächter des Flughafens

«Beton ist mein Element», bemerkte er mit einem Lächeln, während sein Blick über die makellosen Oberflächen schweifte. «Er ist robust, langlebig und – bei fachgerechter Verarbeitung – nahezu unzerstörbar.» Diese Aussage unterstrich er, als er den ältesten Abschnitt des Betons präsentierte, der seit den Gründerjahren des Flughafens Zürich, im Jahr 1948 unermüdlich im Einsatz ist. «Unsere ältesten Betonplatten sind seit 1955 im Einsatz, und sie halten stand. Die Beständigkeit und das Verhalten dieses Baustoffs faszinieren mich immer wieder.»
 

Luftaufnahme des Flughafens Zürich, die eindrucksvoll das Verhältnis von Beton zu Asphalt präsentiert. Bildquelle Flughafen Zürich AG
Luftaufnahme des Flughafens Zürich, die eindrucksvoll das Verhältnis von Beton zu Asphalt präsentiert. Bildquelle Flughafen Zürich AG

Gerade im Winter zeigt sich für Meier die Stärke des Materials: «Schon der kleinste Sonnenstrahl genügt, um die Betonoberfläche zu trocknen, was unser Team besonders glücklich macht. So lässt sich die Gefahr von überfrierender Nässe erheblich minimieren.» Mit rund 31 Millionen Passagieren und über 275' 000 Flugbewegungen zählt der Flughafen Zürich zu den 20 grössten Flughäfen Europas. Dabei bildet Beton das Fundament dieser Infrastruktur.

Die Oberflächen müssen den verschiedenen Witterungsbedingungen sowie dem Gewicht und der Wärmeabgabe der Triebwerke der Flugzeuge standhalten. Beton erweist sich als idealer Baustoff für die Flughafenoberflächen. Bildquelle Flughafen Zürich AG
Die Oberflächen müssen den verschiedenen Witterungsbedingungen sowie dem Gewicht und der Wärmeabgabe der Triebwerke der Flugzeuge standhalten. Beton erweist sich als idealer Baustoff für die Flughafenoberflächen. Bildquelle Flughafen Zürich AG

Meier erinnert sich an die Anfänge seiner Begeisterung für die Fliegerei: «In den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren verbrachte ich viel Zeit im Zuschauerbereich vor Terminal A. Die DC-8, DC-9 und die legendäre Boeing 747 der Swissair waren für mich die absoluten Highlights. Ich konnte stundenlang die Bemalung der Flugzeuge betrachten, mit dem klassischen Swissair-Pfeil und den charakteristischen schwarzen Flächen unter den Cockpits.» Später, mit einer Kamera in der Hand, entwickelte sich das Beobachten und Fotografieren von Flugzeugen zu einer leidenschaftlichen Freizeitbeschäftigung. «Heute weiss man oft Tage im Voraus, welches spezielle Flugzeug ankommen wird, während es früher stets eine grosse Überraschung war.»

Seine Leidenschaft für Beton und Fliegerei vereint Meier in seiner Verantwortung für die Oberflächen des Flughafens Zürich. «Beton ist nicht nur langlebig, sondern auch nachhaltig», erläutert er. «Die Instandhaltung erfordert nur minimalen Aufwand, was ihn wirtschaftlich besonders attraktiv macht. Zudem verwenden wir Recyclingbeton dort, wo es sinnvoll ist.» Dennoch sieht Meier weiteres Potenzial: «Ich wünsche mir, dass Schnellbeton in grösseren Mengen verfügbar und preislich wettbewerbsfähiger wird, um Bauzeiten im Vergleich zu Asphalt zu minimieren.»

Die Stärken von Beton am Flughafen optimal genutzt:

  • Langlebigkeit und Robustheit: Am Flughafen Zürich sind Betonoberflächen seit 1955 im Einsatz und bieten auch nach Jahrzehnten noch eine sichere Grundlage für den Betrieb.
  • Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit: Beton benötigt nur minimalen Instandhaltungsaufwand und ist daher besonders wirtschaftlich.
  • Wetterbeständigkeit und Sicherheit: Beton eignet sich somit hervorragend für Flughäfen, die starken Witterungsbedingungen und den extremen Belastungen durch Flugzeuge ausgesetzt sind.
Beton und Aviatik bilden eine harmonische Partnerschaft. Bildquelle Flughafen Zürich AG
Beton und Aviatik bilden eine harmonische Partnerschaft. Bildquelle Flughafen Zürich AG

Meier hat klare Vorstellungen von der Zukunft der Flughäfen. «Die Menschen wollen reisen, und das wird sich nicht ändern. Auch in Zukunft werden Flughäfen ihre Berechtigung haben. Vielleicht benötigen wir in 50 Jahren jedoch weniger Pisten, weil die Flugtaxis vertikal starten und landen.» Die Vision des «Beamens» aus Raumschiff Enterprise erscheint ihm unrealistisch: «Das werden wir nicht erleben, und ehrlich gesagt, bin ich froh darüber.»

Während des Rundgangs erzählte Meier von den Bemühungen, die Umweltauswirkungen des Flughafens zu reduzieren – von der Verwendung umweltfreundlicher Materialien bis hin zu innovativen Technologien. «Beton bleibt das Fundament – ​​im wahrsten Sinne des Wortes,» betonte er. Beim Verlassen des Flughafens bleibt nicht nur die beeindruckende Grösse der Flugzeuge im Gedächtnis, sondern auch die zentrale Rolle der Betonoberflächen, die seit Jahrzehnten zuverlässig ihren Dienst leisten. Diese unauffälligen, aber unverzichtbaren Strukturen bilden das Rückgrat des Flughafens und tragen sowohl die Spuren der Vergangenheit als auch die Grundlage für eine zukunftssichere Infrastruktur.

Nachhaltigkeit umfasst die Schaffung langlebiger, pflegeleichter Oberflächen. So können Ressourcen geschont und die Lebensdauer verlängert werden. Bildquelle Flughafen Zürich AG
Nachhaltigkeit umfasst die Schaffung langlebiger, pflegeleichter Oberflächen. So können Ressourcen geschont und die Lebensdauer verlängert werden. Bildquelle Flughafen Zürich AG

Drei Fragen an Roger Meier

Was motiviert Sie in Ihrer täglichen Arbeit?
Jedes Mal, wenn ich die Positionslichter der landenden Flugzeuge erblicke oder das Aufheulen der Triebwerke beim Start höre, empfinde ich ein besonderes Gefühl der Faszination. Es erinnert mich daran, Teil von etwas so Grossem und Bedeutendem zu sein und erfüllt mich mit Stolz und Freude, täglich zu einem reibungslosen Ablauf beizutragen. Gleichzeitig weckt dieser Anblick in mir ein Gefühl von Fernweh und Reiselust – die Vorstellung, dass die Welt nur einen Flug entfernt ist.

Gibt es einen Moment in Ihrer Karriere, der Sie besonders bewegt hat?
Besonders emotional sind immer die Momente, in denen Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte abfliegen oder ankommen. In diesen Augenblicken wird mir bewusst, dass ich durch meine Arbeit zur Sicherheit ihrer Reise beitragen konnte. Der intensivste Moment war 2017, als meine älteste Tochter mit 16 Jahren für ein Jahr in die USA flog. Es war eine Mischung aus Stolz und Sorge, und ich erlebte die Verantwortung des gesamten Systems auf eine sehr persönliche Weise.

Welche Werte leiten Sie und Ihr Team bei der Gestaltung eines reibungslosen und nachhaltigen Flughafenbetriebs?
Disziplin, Verantwortung und Engagement sind die zentralen Werte, die unsere Arbeit prägen. Diese Haltung gilt für mich ebenso wie für mein Team, denn wir alle verstehen uns als Teil eines Systems, in dem jeder Einzelne sein Bestes gibt, um den reibungslosen Ablauf zu sichern. Gleichzeitig legen wir grossen Wert auf nachhaltiges Handeln, um den Flughafen für zukünftige Generationen zu erhalten.

Lieber Roger Meier, besten Dank für das Interview.

Roger Meier: Leiter Betriebsflächen bei der Airfield Maintenance der Flughafen Zürich AG
Roger Meier: Leiter Betriebsflächen bei der Airfield Maintenance der Flughafen Zürich AG

Über Roger Meier

Roger Meier ist eidgenössisch diplomierter Baumeister und verfügt über langjährige Erfahrung im Bauwesen. Seit 2014 leitet er die Sektion Betriebsflächen OMB, innerhalb der Airfield Maintenance der Flughafen Zürich AG.

Zu den Aufgaben der Airfield Maintenance / Sektion Betriebsflächen
Die Hauptaufgaben der Sektion Betriebsflächen der Airfield Maintenance umfassen den Unterhalt der Pisten, Rollwege und Flugzeugstandplätze sowie der luft- und landseitigen Strassen, weiteren Flächen und des Perimeter Schutzes.

Publikation update 57:
Betoneinbau Taxiway Foxtrot Flughafen Zürich


Im Herbst 2019 wurde der bestehende Betonbelag des Rollwegs Foxtrot (TWY-F) im Bereich der Vorfeldflächen westlich des Docks A im Rahmen eines 1:1-Ersatzes durch eine neuwertige Betonschicht ausgetauscht. Nach Abschluss der Instandsetzungsarbeiten ist eine interventionsfreie Betriebszeit von mindestens 40 Jahren gewährleistet.

Publikation update 3/12:
Instandsetzungsarbeiten Flugfelder auf dem Flughafen Zürich


Flugpassagiere in Zürich können schon kurz nach dem Abheben das imposante Alpenpanorama bestaunen – aber nicht nur das. Auch die Instandsetzungsarbeiten sind einzigartig. Sie werden bei laufendem Flugbetrieb und meistens nachts ausgeführt. Speziell für die Pisten wird während der Nachtflugpause ein Schnellbeton verwendet, der eine Wiedereröffnung am frühen Morgen garantiert.

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Unter einem schönen Weinkeller stellt man sich ein geräumiges Gewölbe vor, in dem perfekt aufgereiht dutzende Holzfässer lagern, um gewöhnlichen Rebensaft in einen grossartigen Jahrgang zu verwandeln. Dass dieser Effekt auch mithilfe von Beton erzielt werden kann, mag zunächst ungewöhnlich klingen. Doch wenn man bedenkt, dass der Wein in der Antike in Tonamphoren aufbewahrt wurde, erscheint der Ausbau in irdenen Behältnissen nicht mehr so abwegig. Zugegeben, ein Betonfassweinkeller mit überdimensionalen Beton-Eiern wirkt auf den ersten Blick exotisch. Könnten diese Eier vielleicht von einem ausserirdischen Riesenosterhasen im Keller versteckt worden sein?

 

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