Warum fiel Ihre Wahl auf Beton?
Der Ratschlag eines Freundes gab den Ausschlag. Er ist wie wir biodynamischer Winzer und hat uns erläutert, warum sich Beton für unsere Art der Weinbereitung besonders gut eignet. Danach haben wir auf Beton umgestellt.
Welche Vorzüge bringt das mit sich?
Die Harmonie zwischen Wein und Tank ist ideal, um das Lebendige im Wein zu fördern. Die Mineralität, gerade bei Weissweinen, kommt schön hervor und der Wein wird straffer, direkter.
Was geschieht genau mit Ihren Weinen im Betonei?
Der fein dosierte Sauerstoffausgleich und die durch die Eiform des Tanks begünstigte Bewegung im Wein fördert die lebendige Energie, die dem Wein innewohnt.
Welche Weine eignen sich besonders für den Ausbau mit Beton?
Grundsätzlich alle! Aber es gibt verschiedene Fasstypen für verschiedene Weine.
Gibt es geschmackliche Vorzüge? Was kennzeichnet einen Wein aus dem Betontank?
Die Vinifizierung im Betontank hilft uns, eine schöne Mineralität und Spannung zu entwickeln, die wir aus unseren bionynamisch angebauten Trauben herausarbeiten möchten. Der Betontank ist einer der Schlüssel, um die Authentizität und das Terroir, auf dem die Reben wachsen, zur Geltung zu bringen.
Ist der Ausbau in Barriques passé? Welche Vorteile bietet Holz?
Nein, Barriquefässer sind nach wie vor interessant, da sie ähnliche Vorteile wie Beton mit sich bringen. Sie verleihen dem Wein zusätzliche Tannine und Wärme, die manche Kunden schätzen.
Wie ist die Resonanz Ihrer Kunden auf den Betonausbau?
Die Leute reagieren nach wie vor neugierig auf Beton, weil sie ihn nicht kennen.
Sie haben auch andere Formen von Betontanks. Welche Unterschiede bestehen?
Wir nutzen kubische Betontanks mit Armaturen für unsere Rotweine, die auf der Maische vergoren werden. Für fruchtbetonte Weine verwenden wir teilweise diamantförmige Tanks. Die mineralischen Weissweine werden in den Betoneiern vinifiziert, die die erwähnte Zirkulation erlauben. Die Grösse der Eier ist übrigens ideal, da sie der Regel des Goldenen Schnitts entsprechen.
Die Fässer sind ziemlich gross. Wie haben Sie diese in den Weinkeller gebracht?
Bei der Planung des Kellers haben wir uns nach Dimension und Gewicht der Tanks gerichtet. Der Keller ist ebenerdig, damit wir die Tanks bei Bedarf leichter bewegen können. Eine auf schwere Lasten spezialisierte Firma hat die Tanks schliesslich angeliefert und sie mithilfe von Kranen und teilweise Gabelstaplern positioniert.
Zement hat einen pH-Wert, der sich ungünstig auf den Wein auswirken kann. Daher wird das Innere mit einer Schicht versehen. Was steckt genau dahinter?
Die für die Schicht verwendete Weinsäure neutralisiert die basische Wirkung des Betons. Die Säure des Weins selbst beeinträchtigt den Beton nicht. Gleichzeitig bleibt die Porosität erhalten, was den Sauerstoffaustausch von aussen ermöglicht. Bei der Reinigung löst Soda dann den Weinstein wieder auf und desinfiziert die Betonwände. Vor jeder neuen Befüllung wird die Weinsäureschicht erneut aufgetragen, um für den nächsten Jahrgang gerüstet zu sein. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch nachhaltig im Vergleich zu Barrique-Fässern, die spätestens nach drei Jahrgängen entsorgt werden.
Sie arbeiten gemäss Demeter-Richtlinien. Verträgt sich das mit industriell hergestellten Material Beton?
Ja, denn Beton gilt als rekonstituiertes Gestein und ist daher für Demeter natürlich. Zudem benötigt der Fasshersteller eine Lebensmittelzertifizierung, welche die Demeter-Vorgaben bestätigt.
Im Boden bzw. im Terroir findet sich oft Kies, ein Bestandteil von Beton. Ist ein Betongefäss darum näher dem Wein als ein Holzfass?
Das Ideal für eine perfekte Harmonie wäre nach unserer Philosophie ein Behälter, der aus der Erde des Weinbergs hergestellt, gebrannt und dann auf derselben Parzelle vergraben würde. Leider ist das nicht praktikabel. Mit einem Betonfass nähert man sich diesem Ideal aber definitiv.
Ihr Betrieb befindet sich in einem über 100 Jahre alten Gebäude. Könnten Sie sich vorstellen, in einem modernen Betonhaus zu leben?
Ja, wir haben einen befreundeten Architekten, der den Beton im Inneren seines Hauses unbehandelt gelassen hat. Wir fühlen uns bei ihm sehr wohl. Beton ist langlebig, pflegeleicht, zeitlos und besitzt hervorragende isolierende Eigenschaften sowie Formbarkeit.
Vielen Dank und eine erfolgreiche Ernte wünschen wir Ihnen!